Erster konkreter Hinweis auf eine aktive Zusammenarbeit zwischen Trumps Wahlkampfteam und Moskau.
Washington. Anders als seine Schwester Ivanka gehörte Donald Trump jr. bisher nicht zu den Kindern des US-Präsidenten, die im Rampenlicht der Politik stehen. Das könnte sich jetzt ändern: Donald jr. gab zu, sich im vergangenen Jahr um russische Wahlkampfmunition gegen Hillary Clinton bemüht zu haben. Das Eingeständnis ist der erste konkrete Hinweis auf eine aktive Zusammenarbeit zwischen Trumps Wahlkampfteam und Moskau. „Das grenzt an Landesverrat“, sagt Richard Painter, ein Ethik-Experte unter dem früheren Präsidenten George W. Bush.
„Keine hilfreichen Informationen“
Donald Trump jr. bestätigte das Treffen mit der russischen Anwältin Natalia Veselnitskaya, nachdem die „New York Times“ darüber berichtet hatte. Beim Gespräch mit Veselnitskaya, der gute Kreml-Verbindungen nachgesagt werden, waren Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und Trumps damaliger Wahlkampfmanager, Parl Manafort, anwesend. Der junge Trump versuchte, die Bedeutung des Gesprächs im Trump Tower herunterzuspielen: Er habe das Gespräch nach kurzer Zeit beendet, da ihm klar wurde, dass Veselnitskaya keine „potenziell hilfreichen Informationen“ zu bieten gehabt habe. Mit anderen Worten: Er traf sich mit ihr in der Hoffnung, von ihr Infos zu erhalten, die gegen Clinton verwendet werden könnten.
Aus Sicht des Weißen Hauses ist die Geschichte mehr als unangenehm. So argumentierte die Regierung bisher, es habe keine Kontakte mit russischer Seite gegeben, bei denen es um Clinton gegangen sei. Nun zeigt sich, dass sich Trumps Team sehr wohl bei den Russen um Wahlkampfmunition gegen die Ex-Außenministerin bemüht hat.
Painter sagte dem Sender MSNBC, es sei „inakzeptabel“, sich mit dem Wunsch nach belastendem Material über Clinton an die Russen zu wenden. Möglicherweise war das Verhalten auch illegal. US-Geheimdienste werfen Moskau Hackerangriffe auf E-Mails von Clintons Wahlkampfteam vor, die sie dann veröffentlichten, um Trump einen Vorteil zu verschaffen. Auch der Präsident selbst steht in der Kritik. Sein Treffen mit Wladimir Putin am Rande des G20-Gipfels sei eine „große Enttäuschung“ gewesen, sagte Senator Pat Toomey, ein Parteifreund Trumps. Der US-Präsident hätte dem Kreml-Chef klarmachen müssen, dass Russland die Einmischung in den US-Wahlkampf teuer zu stehen kommen werde. Stattdessen verkündete er seine Absicht, mit den Russen gegen Cyberangriffe vorgehen zu wollen. Nach heftiger Kritik erklärte Trump auf Twitter, eine solche Zusammenarbeit werde es nicht geben.
Angesichts der Vorwürfe ging Trump sofort zum Gegenangriff über. Er warf dem von ihm entlassenen FBI-Chef, James Comey, vor, Geheiminfos weitergegeben zu haben. Comey hatte ein Memo, das er nach einem Gespräch mit Trump über den Russland-Skandal angefertigt hatte, der Presse zugespielt. Donald Trump jr. rechtfertigte sein Gespräch mit Veselnitskaya mit dem Argument, er sei nicht der Erste, der im Wahlkampf Informationen über einen Gegner sammeln wollte. Tatsächlich gehört dies zu den normalen Methoden eines US-Wahlkampfes: Neu ist, dass sich die Trumps an eine ausländische Macht wandten, die gerade eine frühere US-Außenministerin ausspionierte.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2017)