Ercan Karakoyun, ein Anhänger des Predigers Fethullah Gülen, im Gespräch über die Folgen des Putsches in der Türkei. Die Bewegung sei früher naiv gewesen, meint er - und er sieht eine Zukunft für sie.
Die Presse: Die türkische Regierung macht die Gülen-Bewegung für den Putsch verantwortlich, die Bewegung distanziert sich davon. Nach der Putschnacht gaben Soldaten aber an, der Bewegung anzugehören.
Ercan Karakoyun: Die Geständnisse nach der Putschnacht halte ich nicht für glaubwürdig, sie entstanden unter Gewalt und Folter. Im Militär gibt es unterschiedliche Gruppen, die gegen Erdoğan sind, und die in irgendeiner Form mitgemacht haben: Kemalisten, Nationalisten, Kurden usw. Und auch einzelne Leute aus der Bewegung. Individuelle Beteiligung kann man nicht ausschließen. Aber die Hizmet-Bewegung (Selbstdefinition der Gülen-Anhänger. Übersetzt: „Dienst an der Gesellschaft“, Anm.) und Fethullah Gülen schließen eine Beteiligung aus, was von vielen Geheimdiensten auch bestätigt wurde.