RZB: Verlustrisiko in Dubai liegt bei 30 Millionen Euro

Raiffeisen Bank, RZB Zentrale Wien Stadtpark
Raiffeisen Bank, RZB Zentrale Wien Stadtpark(c) Teresa Zötl (Teresa Zötl)
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Österreichs Banken sind mit Krediten in Höhe von 1,9 Milliarden Euro in den Vereinigten Arabischen Emiraten vertreten. Die Probleme in Dubai seien "ein kräftiger Schuss vor den Bug", sagt RZB-Ökonom Brezinschek.

Bei dem in Zahlungsnöten steckenden Immobilienentwickler Dubai World ist von den drei heimischen Großbanken nur die Raiffeisen Zentralbank (RZB) leicht betroffen. "Die RZB hat eine geringe Position in einem syndizierten Kredit an Dubai World. Das maximale Verlustpotenzial beträgt rund 30 Millionen Euro", sagte RZB-Sprecher Andreas Ecker am Montag zur APA. Die beiden anderen Großbanken, Erste Group und UniCredit Bank Austria, haben bereits in der Vorwoche ein Exposure ihrerseits verneint.

Bei dem international syndizierten Kredit, an dem die RZB beteiligt ist, handelt es sich um ein Volumen von fünf Milliarden Dollar (3,35 Milliarden Euro), der Anteil der RZB ist also relativ klein. Für einen Ausweg aus seiner tiefen Finanzkrise erhält Dubai Unterstützung vom Rest der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Die Zentralbank in der Hauptstadt Abu Dhabi bot lokalen und ausländischen Banken in Dubai eine Liquiditätshilfe an, wie die amtliche Nachrichtenagentur WAM am Sonntag berichtete.

Nachwirkungen statt Auftakt zu neuer Krise

RZB-Chefanalyst Peter Brezinschek sieht keine neue Finanzkrise heranziehen. "Auch wenn die Verunsicherung nach dem angepeilten Schuldenmoratorium von Dubai World noch etwas andauern könnte, sehen wir darin eher die Nachwirkungen der globalen Schulden- und Immobilienblase und auf keinen Fall den Auftakt zu einer neuen globalen Finanzkrise", so Brezinschek.

Für eine neue Finanzkrise sei die Summe, um die es gehe, zu klein, erläutert der Chefanalyst. Bei den Immobilienkrediten in den USA sei es um mehrere Tausend Milliarden US-Dollar gegangen, während die Verbindlichkeiten von Dubai World gerade einmal rund 59 Milliarden Dollar ausmachen dürften.

VAE: Kredite in Höhe von 87,3 Milliarden Euro

Schätzungen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zufolge belaufe sich die Summe vergebener Kredite der europäischen Banken in die Vereinigten Arabischen Emirate auf rund 87,3 Milliarden Euro, wobei laut JP Morgan 60 Prozent davon auf Dubai World und Nakheel entfallen. "Das kostet zwar einige der kreditgebenden Banken - vor allem in Großbritannien und den Golf-Staaten - viel Geld, sollte wirklich der Großteil der Kredite nicht einbringlich sein, ist aber nicht existenzbedrohend für die großen Institute", so Brezinschek.

Zum Vergleich: Das Volumen vergebener Kredite der österreichischen Banken beträgt laut BIZ rund 1,9 Milliarden Dollar.

Weltweit gespannte Sicherheitsnetze

Als zweiten Grund, der gegen eine neue Finanzkrise spricht, führt Brezinschek die inzwischen von den Notenbanken und Regierungen weltweit gespannten Sicherheitsnetze an, um mit Problemen sogar einer großen, systemrelevanten Bank umzugehen.

Es könnten von den Zahlungsproblemen zwar einige Banken in den Nachbarländern stärker betroffen sein, diese besäßen im Gegensatz zu Dubai aber einen gewaltigen Reichtum an Öleinnahmen und Finanzvermögen, das in Sovereign Wealth Funds geparkt werde: Kuwait besitze so etwa 203 Milliarden Dollar, Saudi Arabien komme auf 435 Milliarden Dollar. Diese Länder sollten also kein Problem haben, ihre systemrelevanten Banken selbst zu unterstützen, so der Analyst. Selbst Dubai dürfte auf Finanzhilfe insbesondere aus Abu Dhabi hoffen, dessen Sovereign Wealth Fund sich auf geschätzte 640 Milliarden Dollar belaufe.

"Kräftiger Schuss vor den Bug"

Inzwischen habe die Zentralbank der Vereinigten Arabischen Emirate bereits angekündigt, die Banken in den Emiraten liquiditätsseitig zu unterstützen. Die Banken in den Emiraten und da vor allem in Dubai, hätten zusätzlich bestätigt, dass sie bereit seien, den Regierungsstellen durch Zahlungsaufschub und Restrukturierung unter die Arme zu greifen. "Für die gesamte GC-Region dürften in der nächsten Zeit allerdings die Refinanzierungskosten steigen, weshalb es zu Aufschüben von geplanten Emissionen kommen dürfte und sich die Fremdfinanzierung für die gesamte Region schwieriger gestaltet", so Brezinschek.

"Die Bitte um ein Zahlungsmoratorium für Dubai World und die dadurch ausgelösten Probleme erscheinen uns auf den ersten Blick beherrschbar, sind aber ein kräftiger Schuss vor den Bug für die internationalen Aktienmärkte", so Brezinschek. Seiner Meinung nach sollte der Verkaufsdruck nach einem freundlichen Jahresausklang von einer wieder abflauenden Konjunkturdynamik 2010 ausgehen.

(APA)

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