Kolumne zum Tag

Wenn dich die Technik wie einen Trottel aussehen lässt

(c) Clemens Fabry
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Der bösartige Rauhaardackel in der U-Bahn-Tür ist schuld. Also schauen Sie nicht so vorwurfsvoll.

Die Technik ist ein Hund, heißt es. Dabei sind Hunde alles andere als bösartig. Und schadenfroh schon gar nicht. Welches Tier tarnt sich also hinterlistig in der Gestalt eines harmlos schauenden Rauhaardackels, wenn man in der U-Bahn den Türöffnungsknopf gedrückt hat? Denn da steht man im Waggon, sieht, dass das Licht auf dem Taster schon leuchtet. Man hat alles richtig gemacht (Brav!). Und doch schauen Leute draußen ungeduldig durch das Türfenster. Schauen dir ins Gesicht. Schauen außen auf den Türtaster. Und man selbst steht drinnen. Weiß, dass man nichts falsch gemacht hat. Doch der schlafende Hund wurde noch nicht geweckt. Die Zeitverzögerung, bis der elektrische Impuls die Tür zur Bewegung antreibt, scheint sich auf eine halbe Minute auszudehnen. Bis irgendwann draußen einer aus der Runde der Ungeduldigen auf den Türöffner drückt. Genau eine Millisekunde später gehen die Seitenteile auseinander. Du Hund! Der Drücker außen fühlt sich als Held. Der Rest der Meute schaut einem beim Aussteigen mit diesem „zu blöd zum Türöffnen“-Blick nach. Und während man innerlich ein bisschen vor die Hunde geht, grinst der bösartige Rauhaardackel im Türöffnungsmechanismus vor sich hin.

Es ist der gleiche Hund, der auch im Laptop sitzt und dreiundzwanzig Mal verhindert, dass man mit der richtigen Eingabe zum richtigen Ergebnis kommt. Und der erst dann, wenn man jemanden von der IT geholt hat, unauffällig die Pfote vom Störtaster nimmt. Man zeigt dem Computermenschen, wie etwas nicht klappt. Drückt hundertprozentig genau das gleiche wie bei den vorigen Fehlversuchen. Nur, dass es diesmal klappt. Der IT-Mensch verdeckt sein „dummer User“ hinter einem freundlichen Lächeln. Und der Hund schlägt vor Freude einen Salto. Es reicht. Der Laptop kommt jetzt ins Tierheim. Gleich neben die U-Bahn-Tür.

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2017)

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