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"Piff! Paff! Puff!" Als Micky und Donald die edle deutsche Sprache zerstörten

Donald-Duck-Hefte
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Serie Comics aus Amerika, vom Schund zum subversiven Lebenselixier.

Mein Vater schätzte Thomas Mann, meine Mutter Albert Camus. Und ich? Ich las Struwwelpeter (Grusel!), Märchen, die der polnische Illustrator Janusz Grabianski illustriert hatte, Till Eulenspiegel, Nesthäkchen, „Poosie aus Washington“, später „Gulla“, die in einer Keusche arbeitet, bis sich herausstellt, dass sie die Tochter des Gutsherren ist - oder „Trotzkopf“. Zu meinen frühen Lieblingen zählte Erich Kästner mit seinen Geschichten vom doppelten Lottchen und von Mäxchen Pichelsteiner, dem Winzling, der mit dem Zauberer Jokus von Pokus das Zirkuspublikum mit Taschendiebstählen verblüfft. Auch Detektiv-Geschichten von Enid Blyton waren wichtig für mich.

„Hefteln“ waren bei uns daheim jedoch verpönt, Comics galten als Schund. Und doch, unaufhaltsam sickerten sie mit der Zeit ein. Die Medien waren vom Kalten Krieg beherrscht, vom Krieg in Vietnam – und vom Wettlauf der Amerikaner und der Russen zum Mond. Jeden Augenblick, so glaubte man, der Dritte Weltkrieg werde ausbrechen.

Doch gerade die Raumfahrt hatte auch eine ganz unkriegerische Faszination – für Kinder. In den „Fix & Foxi“-Heften von Rolf Kauka traten nicht nur die zwei gleichnamigen Zwillingsbrüder auf, sondern auch der böse Lupo mit der energischen Oma Eusebia, die gern zum Nudelholz griff, um ihren Ansichten Nachdruck zu verleihen. Aber es gab eben auch eine Weltraumschiene, Mischa, Connie und Professor Turbino mit seinen nicht immer verlässlichen Erfindungen.

Mittags das neueste Micky-Maus-Heft auf dem Esstisch

„Piff, Paff, Peng!“, die Comic-Sprache eignete ich mir schnell an. Mit meinem Cowboyhut oder der Federhaube vom Kober rannte ich durch den Garten und schoss aus einem silbernen Colt. Und ich war glücklich, wenn mittags das neueste Micky-Maus-Heft auf dem Esstisch lag: mit meinen Helden Donald Duck, den drei Neffen Tick, Trick und Track vom Pfadfinderfähnlein Fieselschweif oder Dagobert, dem geizigen Geldsack. Pfadfinder gab es auch bei uns im Dorf, aber schon damals zeigte sich, dass ich zwar durchaus sportlich, aber kein Mannschaftstyp war.

Meine Mutter hat mir, nach der Zwergengeschichte von Niki und Großohr - die schon sehr fortschrittlich mit dem Auto fuhren, was damals noch nicht jeder besaß - wohl auch die Micky-Maus-Hefte anfangs vorgelesen. Ihre Lieblinge waren die Panzerknacker und der fiese Kater Karlo. Zu den Hobbies meines Vater gehörte nicht nur der Garten, sondern auch eine Foto-und Filmausrüstung. Abgesehen davon, dass ich ständig vor Vaters Linse posieren musste („Das dauert jetzt ein bisschen“), profitierte meine Comic-Leidenschaft von seiner Freizeitbeschäftigung. Statt Fernsehen gab es Schmalfilme mit Micky, Donald & Co. Sofern sich jemand fand, der die Leinwand herunter ließ und den Projektor mit seinem charakteristischen Gesurre aufstellte.

Goofy.... ich glaub das besondere war, dass man es für bare münze nahm, was man sah nicht wie heute wo alles ironisch ist.. man hat sich beteiligt.. und beteiligt gefühlt

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