Michael Sturmingers Neuinszenierung des Hofmannsthal-Dramas bei den Salzburger Festspielen ist äußerst durchwachsen. Viel vom Zauber und der Wucht dieses Spiels ging verloren.
Der Himmel kannte keine Gnade. Bis zuletzt hatte man am Freitag bei den Salzburger Festspielen gehofft, dass die Eröffnungspremiere des „Jedermann“ auf dem Domplatz stattfinden werde. Doch dann setzte am Abend starker Regen ein, es blitzte und krachte – höhere Mächte verbannten Hugo von Hofmannsthals „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“, das seit 1920 zur Salzburger Tradition gehört, vom Platz vor dem sakralen Barockwunder. Profane Flucht ins Große Festspielhaus. Verspätet begann die von Michael Sturminger runderneuerte, auf 95 Minuten verknappte Aufführung, mit Tobias Moretti in der Titelrolle und Stefanie Reinsperger als Buhlschaft. Das Publikum war weit milder gestimmt als das wendische Wetter, es bedachte die Neuinszenierung mit Standing Ovations.
Das wunderte ein wenig, denn es gab eine ziemlich durchwachsene Aufführung zu sehen, leicht modernisiert und recht modisch. Aktualisierungen sind legitim, auch Hofmannsthal hat versucht, eine alte Tradition zu beleben. Doch Sturminger macht das nicht schlüssig. Seine Fassung sprüht von Ideen, aber am Ende fällt es furchtbar schwer, „die Lehr auszuspüren“. Gags ergeben kein Ganzes in dieser Revue, die kompromisslos auf den Protagonisten zugeschnitten ist. Noch stärker, als es der Text ohnehin vorgibt, werden die Mitspieler zurückgedrängt und zu bloßen Stichwortgebern gemacht. Streckenweise versuchen manche Darsteller, natürlich zu reden, mit dem Effekt, dass diese sperrigen Verse entzaubert werden, auf Kammerspielgröße. Vieles geht auf der riesigen Bühne unter.