Außenminister Alfano greift Wiener Amtskollegen wegen der Forderung an, Migranten nicht aufs Festland zu lassen.
Rom/Wien. Italiens Außenminister, Angelino Alfano, hat die jüngste Forderung von Österreichs Außenminister Sebastian Kurz kritisiert, illegal auf süditalienischen Inseln (konkret hatte Kurz Lampedusa genannt) eingetroffene Migrationswillige nicht weiter auf das Festland zu lassen. „Österreich und Ungarn haben kein Recht, das zu fordern“, sagte der Minister nach Angaben italienischer Medien.
Alfano war zuletzt in Regierungskreisen und von einigen Medien kritisiert worden, zu wenig auf Kurz' Forderung reagiert zu haben. Die als „matt“ bewertete Reaktion wurde teils auf die Tatsache zurückgeführt, dass auch die ÖVP so wie Alfanos Mitte-rechts-Partei NCD Mitglied der Dachorganisation „Europäische Volkspartei“ ist.
Alfano berichtete auch, dass Rom die Entwicklungen um die rechte Organisation „Identitäre Bewegung“ beobachte: Mitglieder der Vereinigung wollen angeblich mit einem Schiff Boote mit Migranten dicht vor der Küste Libyens abfangen und zurückbringen. Ein dafür gechartertes Schiff wurde jüngst von ägyptischen Behörden gestoppt. An Bord wollten auch Österreicher gehen, bestätigte der italienische Sprecher der Identitären Bewegung, Lorenzo Fiato.
„Träumerei fehl am Platz“
Kurz erhielt am Sonntag Unterstützung von Tirols Landeshauptmann Günther Platter: Der sagte, es brauche einen „rotweißroten Schulterschluss, statt Kurz im Ausland schlecht zu machen“. Kurz habe bei der Westbalkanroute bewiesen, dass er mit seiner Politik richtig liege. Auch bei der Mittelmeerroute sei „Träumerei fehl am Platz. Es muss endlich gehandelt werden.“ Platter spielte damit auf SP-Kanzler Christian Kern an, der Kurz hatte ausrichten lassen, er möge mit seiner Politik nicht Italien verärgern.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2017)