Heinrich Neisser: „ÖVP hat die Sensibilität verloren“

Heinrich Neisser
Heinrich NeisserAPA/HARALD SCHNEIDER
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Heinrich Neisser schmiedet eine Allianz mit den Neos.

Wien. Als Matthias Strolz am Freitag gefragt wurde, ob die Neos neuerdings auf dem Weg von einer Jugend- zur Pensionistenpartei seien, rückte er zum Konter aus: „Junge, bitte aufzeigen!“, rief er bei der Pressekonferenz in der Neos-Zentrale. Die vielen jungen Mitarbeiter der Partei taten wie geheißen.

Und doch ist es auffällig, dass die Neos diesmal verstärkt um ältere Wähler werben. Nachdem zuletzt die frühere Opernballorganisatorin Lotte Tobisch (92) ihre Sympathie für die Pinken per Video bekundet hatte, trat am Freitag der frühere Zweite Nationalratspräsident Heinrich Neisser (81) als Allianzpartner der Neos vor die Kameras. „Der große Fortschritt“, sagt Strolz über die Entwicklung seiner Partei, sei, dass man nun „das Vertrauen aller Generationen gewinnen konnte“.

Wobei Neisser auch als Signal der Neos in Richtung ÖVP-affiner Wählergruppen zu sehen ist. Wenngleich der langjährige ÖVP-Politiker klar machte, dass er die Partei nicht wechsle und auch nicht bei der Wahl kandidiere. Aber als Ehrenpräsident der Europäischen Bewegung möchte Neisser eine Allianz mit den Neos in Europafragen schmieden. Gemeinsam mit Verena Ringler, Projektmanagerin der Mercator-Stiftung, soll Neisser den Chancenplan „Engagiertes Europa“ ausarbeiten.

Konzept vermisst

„Über den Zustand der ÖVP möchte ich nichts sagen“, meinte Neisser. Aber ihn störe das Fehlen eines geschlossenen europapolitischen Konzepts bei vielen österreichischen Parteien, meinte er. „Die ÖVP hat die Sensibilität bei dem Thema weitgehend verloren, was mir leidtut, weil sie die Europapartei war“, betonte Neisser. Vor ihm hatte bereits der frühere ÖVP-Generalsekretär Ferry Maier eine Allianz mit den Neos geschlossen, diesfalls zu Fragen der Integration. (aich)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2017)

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