Felipe enttäuscht von Pilz

Ingrid Felipe
Ingrid FelipeAPA/EXPA/GRODER
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Die Grünen glauben an Zweistelligkeit. An Peter Pilz gibt es Kritik.

„Baba und foi ned“, „Tschüs mit ü“: Die öffentliche Verabschiedung zwischen dem abtrünnigen Peter Pilz – der seine Parteimitgliedschaft mit einem „lauten Servus“ zurückgelegt hatte – und den Grünen kochte am Wochenende etwas hoch. In einem Gastkommentar im „Standard“ schreibt Vorarlbergs Grünen-Chef Johannes Rauch, der Brief von Pilz zu seinem Parteiaustritt sei ein Schreiben „ohne Würde“ gewesen. Auch Parteichefin Ingrid Felipe zeigte sich im „Kurier“ enttäuscht – nicht nur über den Alleingang des langjährigen grünen Mandatars, sondern auch „über die Art und Weise, wie er jetzt mit seiner Partei abrechnet“.

Für die Grünen-Chefin bleibt aber auch mit dem neuen Konkurrenten das Ziel für die Nationalratswahl die Zweistelligkeit. Maßgeblich sei aber nicht die Prozentzahl, sondern dass es gelinge, eine Alternative zu den rechtsgerichteten Parteien zu ermöglichen. Bei der vorigen Nationalratswahl 2013 erreichten die Grünen 12,4 Prozent der Stimmen. Wie viele Prozentpunkte und Mandate die Liste Pilz die Grünen kosten könnte, wollte Felipe im ORF-Radio nicht einschätzen. Jede Partei sei eine Konkurrenz und könne möglicherweise Wähler abwerben. Die Grünen hätten aber „ein ganz anderes Angebot“, etwa Klimaschutz. Ohnehin sei sie sich nicht sicher, ob Pilz überhaupt den Einzug ins Parlament schaffe. „Ich habe keine Glaskugel.“

Dem Abgang der beiden grünen Abgeordneten Wolfgang Zinggl und Bruno Rossmann zur Liste Pilz kann die grüne Parteichefin durchaus Gutes abgewinnen, denn dies mache „Räume auf für neue Gesichter“. Wiewohl sie Änderungsbedarf bei den internen Spielregeln sieht, will Felipe die Entscheidung über die Kandidatenlisten trotz der jüngsten Turbulenzen bei den Mitgliedern belassen.

Neue Jugend

Inzwischen bekommen die Grünen eine neue Jugendorganisation. Während der Bundesvorstand der Jungen Grünen und weitere Mitglieder dieses Wochenende zur KPÖ übertreten werden, ist der überbleibende Teil um einen Neustart bemüht. Wie die Jugendorganisation heißen wird und wer die Führung übernimmt, ist noch unklar. Grünen-Chefin Felipe will mit der neuen Parteijugend einiges „besser machen“ als bisher. Kritisches Denken sei aber jedenfalls erwünscht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2017)

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