Kein Freispruch für Hebron-Schützen

Kein Freispruch: früherer Soldat Elor Asaria.
Kein Freispruch: früherer Soldat Elor Asaria.(c) REUTERS (POOL)
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Richter bestätigten das Urteil im Revisionsverfahren gegen Elor Asaria, der im März 2016 einen verletzten Messerattentäter erschossen hatte. Der frühere Soldat war zu 18 Monaten Haft wegen Totschlags verurteilt worden.

Jerusalem. Der israelische Hebron-Schütze Elor Asaria bleib unter Arrest. Seine Version der Entwicklungen im März vor zwei Jahren sei unglaubwürdig, begründete das Tel Aviver Militärgericht gestern zum Abschluss des Revisionsverfahrens. Eine unmittelbare Gefahr, so wie der Angeklagte die Todesschüsse auf einen bereits auf dem Boden liegenden Palästinenser rechtfertigte, habe nicht bestanden. Asaria war im ersten Verfahren zu 18 Monaten Haft wegen Totschlags verurteilt worden.

Die Affäre erregte in Israel wie international große Aufmerksamkeit, da Asaria die Schüsse vor laufender Kamera abfeuerte. Das Gericht stimmte einem Freispruch nicht zu, aber auch keiner Strafverschärfung, wie sie die Staatsanwaltschaft anstrebte.

Freiheit für seinen Mandanten forderte Joram Scheftel, der einst die Verteidigung des berüchtigten Nazi-Verbrechers John Demjanjuk, alias Iwan der Schreckliche, übernahm und damals einen Freispruch aufgrund mangelhafter Beweislage erwirkte. Im Fall des Hebron-Schützen argumentierte er, sein Mandant habe „im Geist der Armee“ agiert. Kurz vor Urteilsverkündung zog er zu den vor dem Gericht wartenden Journalisten und hielt ein Foto hoch. Auf dem Bild zwingen zwei Polizisten einen Mann auf den Boden, beide treten mit einem Fuß auf die Hände des Terroristen, während einer mit einer Pistole auf den Kopf des Mannes zielt. „So ist es üblich“, rief Scheftel. Mit Terroristen machten Israels Sicherheitskräfte kurzen Prozess. Einziges Opfer sei sein Mandant.

Aus Solidarität mit Asaria hatten sich vor dem Militärgericht ein paar Dutzend überwiegend rechtsreligiöse Demonstranten versammelt. „Das Volk Israel steht hinter dem Soldaten und Helden Elor Asaria“, stand auf einem Plakat. Asaria trat in Jeans und weißem T-Shirt zum ersten Mal in Zivilkleidung vor Gericht. Vor zwei Wochen endete sein regulärer Militärdienst. Die erste Hälfte der Strafe büßte er im Militärcamp seiner Einheit ab, die letzten zwei Wochen blieb er unter Hausarrest. Den Rest seiner Strafe wird er wohl in ziviler Haft verbringen, sollte er nicht vorzeitig begnadigt werden. Denkbar wäre auch, dass Anwalt Scheftel bis vor den Obersten Gerichtshof zieht.

Mit Kamera aufgenommen

Der Vorfall in Hebron ereignete sich vor dem Hintergrund der sogenannten Messer-Intifada, die ab September 2014 Angst in Israel verbreitete. Asarias Pech war, dass er gefilmt wurde. Das im Internet abrufbare Video zeigt den regungslos auf dem Boden liegenden Palästinenser, den tödlichen Schuss und am Ende die Blutlache am Kopf des jungen Messerattentäters.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2017)

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