Gewalt prägte die umstrittene Wahl einer Verfassungsversammlung. Die Opposition wirft dem Präsidenten Betrug vor. Viele Staaten wollen das Ergebnis nicht anerkennen.
Caracas/Buenos Aires. Dass mehr als acht Millionen Venezolaner am Sonntag den Verfassungsplänen ihrer Regierung zustimmen würden, war bekannt, noch ehe alle Wahllokale schlossen. Bereits sechs Stunden vor dem offiziellen Ende der Abstimmung hatte Oppositionsführer Julio Borges gesagt, er habe aus der Wahlbehörde erfahren, dass das zu publizierende Resultat bereits festgeschrieben sei. Später erklärte Helen Fernández, die oppositionelle Bürgermeisterin von Caracas, die Regierung habe sechs Millionen Stimmen „frei erfunden“.
Aber eigentlich war so etwas absehbar, seitdem am 16. Juli etwa 7,2 Millionen Venezolaner in einer nicht offiziellen Umfrage gegen eine Neufassung der Verfassung des Karibiklandes votiert hatten. Die Regierung wollte sich unbedingt mehr Zuspruch zuschreiben, allein um den Schein zu wahren. Der ist das Letzte, was von der Demokratie in dem 31-Millionen-Land geblieben ist. Bei Protesten starben am Sonntag mindestens zehn Menschen.