Die zehn Tage Rampenlicht des Anthony Scaramucci

Für Anthony Scaramucci war es kein Langzeit-Engagement im Weißen Haus.
Für Anthony Scaramucci war es kein Langzeit-Engagement im Weißen Haus.imago/ZUMA Press
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Ein energetischer Auftritt, ein verbaler Ausritt, eine Hand voll Patriotismus und ganz viel Trump-Liebe. Das Twitter-Tagebuch des kürzest dienenden White-House-Kommunikationsdirektors.

Eine Amtszeit wie ein Strohfeuer. Immerhin zehn Tage konnte sich Anthony Scaramucci Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses nennen. Er sollte eigentlich Ordnung und Struktur in die präsidentielle Kommunikation bringen, daraus wurde nichts. Trump-Sprecher Sean Spicer gab auf, Stabschef Reince Priebus kündigte wenig später. Und nun war es der neue Stabschef, John Kelly, der wieder Ordnung herstellen wollte. Also hieß es für Scaramucci nach nur zehn Tagen im Weißen Haus: Sachen packen.

Scaramucci hatte zum Amtsantritt als Leiter des Medienstabs im Weißen Haus angekündigt, Trumps Politik "aggressiver" kommunizieren zu wollen und die Leistungen des US-Präsidenten besser herauszustellen. Doch von den zehn Tagen wird nur seine vulgäre Wortwahl gegenüber einem Journalisten in Erinnerung bleiben.

Tag 1 - Freitag, 21.7.

Gleich bei seinem ersten Auftritt stellte Scaramucci klar, für seinen Präsidenten würde er auch die eigene Meinung zurückstellen. Er stellte seine Liebe für sein Land und den Präsidenten in den Vordergrund und machte klar, dass er von vielen Medienvertretern nicht allzu viel halte, was ihre Berichterstattung über Trump betrifft.

Tag 2 - Samstag, 22.7.

Dass Scaramucci alte Tweets löschte, die in Widerspruch zur Meinung von Präsident Trump stehen, sorgte für Verwunderung. Für den Kurzzeit-Kommunikationschef ein Zeichen der Transparenz.

Tag 3 - Sonntag, 23.7.

Seine Bemerkung über den MakeUp-Stylisten seiner Amtsantrittspressekonferenz bei einem Interview auf CNN führte erneut zu Empörung. “The only thing I ask Sarah - Sarah, if you’re watching, I loved the hair and makeup person that we had on Friday, so I’d like to continue to use the hair and makeup person”, sagte er im TV.

Tag 4 - Montag, 24.7.

The "Mooch" an Bord der Air Force One. Ein Vergnügen, das er nicht allzuoft erleben durfte.

Tag 5 - Dienstag, 25.7.

Erneut ein Bild aus der Air Force One. Die Bildsprache eindeutig: Ich und mein Boss sind uns einig. Scaramucci hatte zu Amtsantritt angekündigt, direkt an Trump berichten zu wollen und nicht an den Stabschef, der an diesem Dienstag noch Reince Priebus hieß.

Tag 6 - Mittwoch, 26.7.

Teamwork ist gefragt: Gemeinsam mit Beraterin Kellyanne Conway, Energieminister Rick Perry, Sprecherin Sarah Huckabee Sanders flog Scaramucci erneut mit der Air Force One.

Tag 7 - Donnerstag , 27.7.

Dann kam die Affäre um Scaramuccis "blumige" Sprache, wie er es in seinem Tweet ausdrückte. Stabschef Priebus sei ein "fucking paranoider Schizophrener, ein Paranoiac". Chefstratege Steve Bannon bekam im Telefonat mit Ryan Lizza vom "New Yorker" ebenfalls keine Komplimente. "Ich bin nicht Steve Bannon. Ich versuche nicht, meinen eigenen Schwanz zu lutschen."

Tag 8 - Freitag, 28.7.

Die Schimpf-Affäre bleibt Thema. An diesem Tag wechselt Trump seinen Stabschef aus. Der von Scaramucci gehasste Priebus geht.

Tag 9 - Samstag, 29.7.

Nun kommt dem Kommunikationsdirektor auch sein Privatleben in die Quere - ungewollt. Seine Frau habe die Scheidung eingereicht, obwohl sie hochschwanger sei, berichten Medien.

Tag 10 - Sonntag, 30.7.

Nach außen hin war der Zusammenhalt noch da. Ein Treffen mit der Chefin der Republikanischen Partei, Ronna McDaniel, sei vielversprechend und harmonisch verlaufen.

Dieses war bisher der letzte Tweet von Scaramucci. Dann kam jener Montag, an dem er seinen Job wieder verlor. Denn es war der Tag, an dem John Kelly als Stabschef sein Amt antrat. Wenige Stunden vor dem Abgang Scaramuccis hatte Trump noch bestritten, dass es "Chaos" im Weißen Haus gebe. Sein neuer Stabschef Kelly hat aber nach in Washington weitverbreiteter Einschätzung nun wohl den Auftrag, für Disziplin und Geschlossenheit in der US-Machtzentrale zu sorgen. 

(klepa)

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