Nach der Unsicherheit über eine Aufspaltung von Bitcoin kann die wichtigste Kryptowährung die Ängste abschütteln. Aber schon gibt es ein neues Problem: Manipulationsverdacht.
Wien. Weniger als eine Woche nach der Aufspaltung von Bitcoin hat die Kryptowährung am Montag ein neues Allzeithoch erklommen. So kletterte Bitcoin am Montag zeitweise auf über 3400 Dollar (2870 Euro). Nach einem heftigen Crash hat sich auch die abgespaltene Variante Bitcoin Cash ein bisschen erholt – sie hat unterm Strich aber kaum Relevanz für den Markt.
Rückblick: Die Kryptowähurng Bitcoin hat in diesem Jahr zwar bereits mehrmals durch gewaltige Preisanstiege überrascht, wurde in den vergangenen Wochen aber durch einen Streit in der Community gelähmt. Dabei geht es um die Frage, wie man das Protokoll der Währung weiterentwickeln soll. Bitcoin ist dezentral organisiert und kommt ohne staatliche Garantie oder Zentralbank aus.
Aber die wichtigsten Player, die Großbesitzer und die sogenannten Miner, die das System durch ihre Computerfarmen am Laufen halten, müssen dennoch zu einem Konsens kommen, wenn es um die Weiterentwicklung der Software hinter Bitcoin geht.
Nun hat sich am vergangenen Dienstag eine besonders hartnäckige Gruppe von Bitcoin abgespalten und eine eigene Kryptowährung ins Leben gerufen: Bitcoin Cash. Die teilt sich mit dem Original zwar die Vergangenheit – in Form einer bis 1. August identischen Blockchain. In Zukunft werden sich die beiden Münzen aber auseinanderleben. Bitcoin Cash ist mit dem Original ident – allerdings wurde die Größe der Blocks in der Blockchain vergrößert.

Das klassische Bitcoin wird nun den Weg des kleinen Bruders Litecoin einschlagen und das Netzwerk entlasten und die Technologie "Segwit" aktivieren, was ebenfalls zu einer Beschleunigung des Netzwerks führen soll - ohne die Blockgröße sofort zu verändern. "Segwit" soll auch als Basis für die weitere technische Entwicklung von Bitcoin fungieren.
Den Anlegern scheint es jedenfalls zu gefallen, dass die Unsicherheiten über die Richtung der wichtigsten und ältesten Kryptowährung erst mal beseitigt sind. Schon am Wochenende ist Bitcoin auf neue Allzeithochs gestiegen, und auch die neue Woche hat mit einem Kursfeuerwerk begonnen.
Die gesamte Marktkapitalisierung aller rund 1000 Kryptowährungen ist am Montag auf fast 120 Mrd. Dollar gestiegen. Damit ist der Markt zwar so groß wie nie. Aber verglichen mit den „echten“ Finanzmärkten sind Bitcoin und Co. weiterhin eher bedeutungslos. So ist allein Apple mehr als siebenmal so groß in Sachen Marktkapitalisierung.
Wer ist „Spoofy“?
Es gibt aber ein neues Thema, das die Kryptowelt in Atem hält: „Spoofy“. Diesen Namen hat ein Blogger einem Händler gegeben, der auf der Börse Bitfinex angeblich die Märkte für Bitcoin und andere Kryptowährungen manipuliert. Der Handler soll über schier unermessliche Mittel in Form von Dollar oder Bitcoin verfügen und die Märkte durch gewaltige Kauf- und Verkaufaufträge manipulieren, die er wieder löscht, bevor sie erfüllt werden. Diese Manipulationstechnik, genannt „Spoofing“ , ist auch an den klassischen Märkten bekannt. Dort ist „Spoofing“ aber verboten.
Die Vorwürfe des Bloggers „BitCrypto'ed“ gehen aber noch weiter. So vermutet er, dass die Betreiber der Börse selbst hinter den großen Aufträgen stecken könnten. Bitfinex hat in den USA keine Bankverbindung mehr, seitdem der Börse das Konto gekündigt wurde. Der Blogger impliziert im Grunde, dass Bitfinex die Märkte zu manipulieren versucht, um die eigene Pleite zu vermeiden. Die Plattform bestreitet die Vorwürfe vehement.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2017)