Das Regime in Caracas wird erst auseinanderbrechen, wenn die Öleinnahmen versiegen und die Militärelite aufbegehrt.
Buenos Aires/Caracas. Es war um den 20. Juli herum, als Nicolás Maduro vor einem offenen Mikrofon seiner Frau und Kampfgefährtin Cilia Flores zuraunte: „Zehn Tage noch, dann ist hier Ruhe.“ Diese Prognose aus dem Munde von Venezuelas Präsidenten sollte sich, wie viele zuvor, nicht bewahrheiten. Denn die „Wahl“ einer lupenrein linientreuen verfassungsgebenden Versammlung mit umfassenden Vollmachten vermochte Venezuela nicht zu befrieden. Der Verdacht eines schweren Wahlbetrugs diskreditierte die Versammlung – machte die Ölrepublik zum Paria auf dem eigenen Kontinent.
Schon die erste Amtshandlung der Asamblea Nacional Constituyente (ANC), die Absetzung der Generalstaatsanwältin Luisa Ortega Díaz und deren Ersetzung durch einen linientreuen Ex-Gouverneur, zeigte Samstag die Richtung vor. In dieser Woche dürften sich die Delegierten das 2015 gewählte Parlament vornehmen. Wie sein Idol und Vorgänger, Hugo Chávez, hat Maduro schon formuliert, was er erwartet: „30 Jahre Gefängnis“ für die Spitzen des Oppositionsbündnisses MUD, die er verdächtigt, die militanten Demonstranten der „resistencia“ zu steuern.