Eierskandal: EU droht Belgien wegen Fipronil-Eiern

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Viel zu spät habe die belgische Lebensmittelbehörde die EU davon informiert, das Insektizid Fipronil in Eiern gefunden zu haben, sagt die EU-Kommission. Ein Verfahren gegen das Land steht nun im Raum.

Wien. Belgien droht im Skandal um die mit dem Insektizid Fipronil kontaminierten Eier ein EU-Verfahren. Eine EU-Kommissionssprecherin erklärte am Dienstag in Brüssel, die EU-Staaten hätten eine rechtliche Verpflichtung, das EU-Schnellwarnsystem unverzüglich zu informieren, wenn eine Bedrohung der menschlichen Gesundheit vorliege. Am Wochenende war in Belgien bekannt geworden, dass die Behörden schon seit Anfang Juni von einem Verdachtsfall in einem Betrieb wussten. Die staatliche Lebensmittelbehörde hatte den Fipronil-Verdacht nach eigenen Angaben geheimgehalten, „um die Ermittlungen der Staatsanwalt nicht zu stören“.

Die EU-Kommissionssprecherin betonte, die EU-Kommission sei erst am 20. Juli von Belgien über die Vorfälle informiert worden. Wenn ein EU-Staat die Informationen jedoch nicht sofort an das EU-Schnellwarnsystem weitergebe, verstoße er gegen EU-Recht und müsse daher in der Folge mit einem EU-Vertragsverletzungsverfahren rechnen.

In Belgien ist der Fipronil-Skandal gerade Gegenstand von Ermittlungen. Dabei gehe es auch darum, was den Behörden zu welchem Zeitpunkt bekannt war. Daher könne die EU-Kommission auch konkret noch nichts zu Belgien sagen. EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis habe unterdessen mit dem deutschen Landwirtschaftsminister, Christian Schmidt, und dem niederländischen Agrarminister, Martijn van Dam, über den Fipronil-Skandal gesprochen, wie die Sprecherin weiters sagte. Für den heutigen Nachmittag sei ein Gespräch des EU-Kommissars mit dem belgischen Landwirtschaftsminister, Denis Ducarme, geplant.

Keine Fipronil-Eier hierzulande

In Österreich stehen derweil die österreichischen Behörden in Kontakt mit den betroffenen Ländern, um so rasch wie möglich auf neue Erkenntnisse reagieren zu können. Das gab das Gesundheitsministerium am Dienstag bekannt. So gab es bereits eine Telefonkonferenz des Ministeriums mit allen Bundesländern, der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) sowie der Qualitätsgeflügelvereinigung (QGV), um das heimische Vorgehen zu koordinieren.

Bis dato gebe es keine Anzeichen, dass österreichische Geflügelbetriebe von der Thematik betroffen sind. Im heimischen Lebensmitteleinzelhandel seien zudem fast ausschließlich österreichische Frischeier erhältlich. Wenn Konsumenten heimische Eier im Supermarkt kaufen, bestünde keine Gefahr.

Im Auftrag des Gesundheitsministeriums werden dennoch vorsorglich alle Eier in Österreich, die zur Untersuchung zur AgesS gelangen, auf das verbotene Mittel Fipronil untersucht. Weiters wurde im Rahmen der Telefonkonferenz mit den zuständigen Leitern der Lebensmittelaufsicht in den Bundesländern vereinbart, dass Betriebe, die eventuell Eier aus dem Ausland beziehen, kontrolliert werden.

Wo aufgrund der Warenströme Hinweise auf Eier aus Deutschland, Belgien oder den Niederlanden vorliegen, werden umgehend Proben gezogen und untersucht. Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner sprach sich zudem für eine bessere Kennzeichnung von Eiern aus. Denn während eine Rückverfolgbarkeit bei Eiern in der Schale möglich sei, sei bei verarbeiteten Produkten, die nach Österreich gebracht werden, nicht nachvollziehbar, aus welchem Land die darin enthaltenen Eier stammen. (APA)

AUF EINEN BLICK

Fipronil wird in vielen Ländern als Insektizid verwendet. Es wirkt als Kontaktgift schnell gegen wirbellose Tiere wie Läuse, Flöhe, Zecken und Milben. In Lebensmitteln hat dieser Wirkstoff nichts zu suchen. Vergangene Woche wurde bekannt, dass sich in Eiern aus Belgien Fipronil findet. Die belgischen Behörden wussten von diesem Missstand bereits seit 20. Juli.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2017)

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