Warum es in 58 Ländern noch Linksverkehr gibt

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Der Linksverkehr in so manchen Urlaubsländern ist für Österreicher gewöhnungsbedürftig. Dass sich noch heute ein Drittel der Weltbevölkerung im Alltag danach richtet, hat historische Gründe.

Wer den Führerschein in Österreich gemacht hat, der hat es mit dem Auto im Ausland mitunter schwer – nämlich in Ländern, in denen es Linksverkehr gibt. Und das ist insgesamt in 58 Ländern auf der ganzen Welt der Fall, darunter Großbritannien, Malta, Australien, Indien, Neuseeland, Südafrika, die Seychellen und Japan.
Das Abbiegen ist für Ungeübte im Linksverkehr besonders gefährlich. Da taucht nicht selten die Frage auf, wieso es den Linksverkehr überhaupt noch gibt.

Ein logischer Grund

Die historische Entwicklung des Linksverkehrs hat einen einfachen, in vergangenen Zeiten sehr praktischen Grund: Der Großteil der Bevölkerung war auch damals schon rechtshändig, trug also im Zweifelsfall ein Schwert auf der linken Seite, um vor dem Kampf besser ziehen zu können. Auch das Absteigen von einem Pferd erfolgte damals (wie heute übrigens auch) bevorzugt über die linke Seite, und am linken Straßenrand war man in diesem Fall so vor dem übrigen Verkehr geschützt.

Schwing die Peitsche

Kutscher wiederum saßen auf ihrem Kutschbock bevorzugt rechts, um mit ihrer schwingenden Peitsche die Passagiere nicht zu gefährden, fuhren deshalb aber aus Gründen der Übersicht bevorzugt auf der linken Straßenseite. Der Linksverkehr war also in damaligen Zeiten der wohlhabenderen Bevölkerung vorbehalten, die sich Pferde oder gar Kutschen leisten konnte – das Fußvolk ging zwangsweise rechts.
Diese Ordnung galt, bis in Paris im Zuge der französischen Revolution der Politiker Robespierre per Gesetz den Rechtsverkehr - zur angestrebten Gleichheit aller Bürger - für alle anordnete. Schließlich wurden auch die von Napoleon auf seinen Feldzügen eroberten europäischen Länder auf Rechtsverkehr umgestellt - und blieben auch dabei. Mit einer Ausnahme (und ja, wir gehören dazu): Die Länder der Donaumonarchie stellten nach Napoleons Rückzug wieder stur auf den altgewohnten Linksverkehr um.

Sture Donaumonarchie

Währens also Österreich-Ungarn zur Linksfahrordnung zurückkehrte, blieben die damaligen Kronländer Tirol, Dalmatien, ­Krain und das Küstenland, beim Rechtsverkehr. 1915 wurde dann für ganz Österreich der Linksverkehr festgelegt, was in der Bevölkerung von Vorarlberg für großen Unmut sorgte.

Deshalb wurde dort 1921 wieder auf die rechte Straßenseite gewechselt. Das war freilich von geringer Bedeutung für die Verkehrssicherheit, weil Vorarlberg damals ohnehin nur über zwei Passstraßen zu erreichen und Autoverkehr ins Ländle kaum vorhanden war.

Wien protestierte

1929 fasste sich das österreichische Parlament schließlich ein Herz und den Beschluss, ab 1932 in Österreich ­generell rechts zu fahren. Dagegen wiederum protestierte Wien, weil dadurch eine teure Umstellung des Straßenbahnsystems notwendig geworden wäre. Man wählte den österreichischen Weg und teilte das Land kurzerhand in eine Rechtsfahrzone im Westen und in eine Linksfahrzone im Osten des Landes. Eine schöne Verwirrung.

Erst 1938 trat Rechtsverkehr einheitlich in Kraft

Nach dem Anschluss an Deutschland schließlich trat auch die deutsche Verkehrsordnung in ganz Österreich in Kraft, seit dem 19. September 1938 wird in Österreich generell rechts gefahren. Daran, am Rechtsfahren, hat sich bis heute nichts geändert. Abschließend sollte noch erwähnt werden: Schlüssige Gründe für ein bevorzugtes Rechts- oder eben Linksfahren gibt es laut Forschung nicht. Der einzige einigermaßen erhellende Grund für einen Seitenentscheid ist die Mehrheit der Rechtshänder unter den Menschen.

>>> Rechtsfahrordnung: Fahren wir auf der falschen Seite?

>>> Sueddeutsche.de

(red.)

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