Grüne: Schmid will Lehrlingsentschädigung auf 700 Euro anheben

Julian Schmid
Julian SchmidAPA/DIE GRÜNEN/INES BACHER
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Der Jugendsprecher legt einen Zehn-Punkte-Plan für die Lehrlingsausbildung vor. Darunter die Forderung, den Maturakurs in der Arbeitszeit stattfinden zu lassen.

Der grüne Jugendsprecher Julian Schmid steigt mit zehn Forderungen für Lehrlinge in den Nationalratswahlkampf ein: Darunter ist eine Lehrlingsentschädigung von mindestens 700 Euro monatlich. "Die Lehre braucht mehr Respekt und Anerkennung", sagte Schmid am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Mit inhaltlicher Arbeit will Schmid auch seinen vierten Listenplatz rechtfertigen, wie er sagte.

"Ich bin gewählt worden, um mir Zukunftsfragen anzuschauen", so der 28-jährige Grün-Politiker, der sich in der parteiinternen Listenwahl gegen Peter Pilz durchsetzte - der nun am 15. Oktober mit einer eigenen Liste gegen die Grünen antritt. Die duale Lehrlingsausbildung sei ein solches Zukunftsthema, seien doch die Facharbeiter das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft und ein wichtiger Faktor im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit.

Schmid legte einen Zehn-Punkte-Plan für die Lehrlingsausbildung vor. Neben dem 700-Euro-Mindestlohn - Friseur-Lehrlinge beispielsweise bekommen im ersten Lehrjahr derzeit nur 470 Euro pro Monat, angehende Floristinnen noch weniger - fordern die Grünen, dass die Internatskosten für die Berufsschule von der öffentlichen Hand getragen werden. Diese gehörten sowieso meist den Ländern. Bei der Lehre mit Matura schlägt Schmid vor, dass der Maturakurs in der Arbeitszeit stattfindet und dass Lehrlinge vor großen Prüfungen freigestellt werden. Denn derzeit würde ein Großteil die Matura wegen der Mehrfachbelastung abbrechen.

Fragezeichen bei Kostenpunkt

Weitere Punkte sind eine bessere Bildungsberatung, ein Ausbau des Lehrlingscoachings, ein Wahlrecht ab 16 bei Betriebsratswahlen, mehr Kontrollen der Arbeitsbedingungen (Stichwort Überstunden) sowie modernere Lehrpläne in den Berufsschulen mit Schwerpunkt Digitalisierung und die verpflichtende Weiterbildung von Berufsschullehrern. Außerdem sollte das EU-Austauschprogramm Erasmus ausgebaut werden. Konkrete Zahlen, was die Umsetzung dieser zehn Forderungen kosten würde, habe er noch nicht, so Schmid. Lehrlinge kämen dem Staat aber im Vergleich zu Schülern ohnehin viel günstiger.

Schmid arbeitete in den vergangenen fünf Wochen in fünf verschiedenen Lehrbetrieben mit: In einer Autowerkstatt und einem Supermarkt in Wien, einem Hotel in Kärnten, einem Friseursalon in Salzburg und auf einer Baustelle in Oberösterreich. Er wollte, wie er sagte, Erkenntnisse für seine politische Arbeit gewinnen. Was sich wie in roter Faden durchzog, erklärte Schmid, war, dass die Lehrlinge oft das Gefühl hätten, dass die Schule mehr Wertschätzung erfahre als die Lehre.

Die Kritik auf Facebook an seiner "Schnupperlehre" konnte Schmid nicht nachvollziehen. Während andere Politiker in der Sommerpause des Parlaments auf Urlaub seien, habe er versucht, einen Einblick in den Arbeitsalltag der Lehrlinge zu kriegen. Er werde jedenfalls trotz Häme weitermachen und sich das nächste Mal die Berufsschule genauer anschauen. Für seine Arbeit im Parlament kündigte Schmid Anfragen und Anträge zum Thema Lehrlinge an.

(APA)

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