Eierskandal: EU beruft Krisensitzung ein

A laboratory technician checks eggs in a laboratory in Erlangen
A laboratory technician checks eggs in a laboratory in ErlangenREUTERS
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Nachdem bereits zwölf Länder, darunter auch Österreich, von dem Skandal um Fipronil-verseuchte Eier betroffen sind, will die EU mit allen zuständigen Ministern die weitere Vorgangsweise erörtern. Hierzulande prüft nun die Gesundheitsagentur Ages.

Zwölf europäische Länder sind inzwischen vom Skandal um Fipronil in Eiern betroffen, darunter auch Österreich. Hierzulande wurde am Donnerstag bekannt,dass zwei oberösterreichische Großhändler verseuchte Eier aus Deutschland importiert und an die Gastronomie verkauft haben. Deshalb macht die EU nun Nägel mit Köpfen und beruft eine Krisensitzung ein. Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis erklärte am Freitag, er habe ein Treffen der zuständigen Minister sowie Behördenvertreter der betroffenen Länder vorgeschlagen. "Es bringt uns nicht weiter, wenn einer dem anderen den Schwarzen Peter zuschiebt. Ich will das stoppen", sagte der Kommissar.

Das Krisentreffen soll am 26. September stattfinden. Eine EU-Kommissionssprecherin sagte am Freitag in Brüssel, alle betroffenen Staaten sollten an dem "hochrangigen Treffen" teilnehmen. Bis dahin sollen auch alle Fakten geklärt werden. Ziel sei es aus den derzeitigen Fällen Lehren zu ziehen und zu schauen, wie das EU-System für Lebensmittelsicherheit verbessert werden könnte.

Erstmals sind am Donnerstag in Österreich importierte Eier aufgetaucht, die mit dem Insektizid Fipronil belastet sein könnten. Zwei oberösterreichische Großhändler haben mehrere Hundert Kilo gekochte und geschälte Eier von Chargen, die in Deutschland als betroffen gelten, an die heimische Gastronomie verkauft, bestätigte die Lebensmittelaufsicht OÖ.

Fipronil

"Es wurden sofort nach Information aus Deutschland die belieferten Abnehmer in ganz Österreich durch die beiden Unternehmen informiert und ein vorsorglicher Rückruf veranlasst", teilte das Büro des zuständigen Landesrats Rudi Anschober (Grüne) mit. Derzeit laufe die Rückholaktion jener niederländischen Eier, die bei einer der beiden Firmen bereits abgeschlossen sei.Fipronil kommt als Pflanzenschutzmittel oder in der Veterinärmedizin zum Schutz von Hunden vor Flöhen und Zecken zum Einsatz. Der in den 1980er-Jahren in Frankreich entwickelte Wirkstoff ist allerdings auch für Honigbienen in hohem Maße giftig. 2013 hat die Europäische Union daher beschlossen, den Einsatz des Mittels in der Landwirtschaft zu begrenzen. Um Bienenvölker besser zu schützen, darf das Mittel zum Beispiel nicht mehr zur Saatgutbehandlung von Mais verwendet werden.

Die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), die nun probem prüft, hat rund um die Fipronil-Affäre auch bereits mit möglichen Verdachtsfällen in Österreich gerechnet. "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Betriebe vorsorglich importierte Eier und Eiprodukte vom Markt nehmen", hieß es auf der AGES-Homepage.

Nicht krebserregend

Insgesamt meldeten bis Donnerstag zwölf europäische Ländern Funde des Insektengifts in Eiern - darunter die Niederlande, Deutschland, Frankreich  und auch Rumänien und Slowakei als erste osteuropäische Länder. Im Nachbarland könnte die Zahl der belasteten Eier höher als angenommen sein. Es sei davon auszugehen, dass "rund 10,7 Millionen möglicherweise mit Fipronil belastete Eier aus den Niederlanden nach Deutschland geliefert worden sind", berichtete die "Rheinische Post" am Freitag. Wie viele der Eier in den Handel gelangten, lasse sich nicht mit Sicherheit abschätzen, berichtete die Zeitung mit Verweis auf das Landwirtschaftsministerium in Berlin weiter. Der deutsche Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) sieht hinter dem Skandal um mit dem Insektizid Fipronil versetzte Eier kriminelle Machenschaften. Inzwischen ermitteln neben den Behörden in Belgien und den Niederlanden auch deutsche Staatsanwälte. Schmidt wirft den belgischen Behörden vor, von der Belastung der Eier schon früh gewusst zu haben.

In Rumänien wurde eine Tonne Flüssig-Eigelb aus Deutschland entdeckt, das mit dem Insektengift Fipronil verseucht ist. In der Slowakei stießen die Lebensmittelbehörden in einem Lagerhaus auf mehr als 20 Paletten kontaminierte hartgekochte Eier, die über Deutschland aus den Niederlanden importiert worden waren. In Dänemark gelangten rund 20 Tonnen Fipronil-Eier eines belgischen Lieferanten in Cafes und Kantinen sowie zu Catering-Unternehmen.

Mehr als 240.000 belastete Eier in Frankreich

In Frankreich sind seit April mehr als 240.000 mit Fipronil belastete Eier auf den Markt gekommen. 196.000 kontaminierte Eier aus Belgien seien zwischen Mitte April und Anfang Mai in den Handel gelangt, sagte Landwirtschaftsminister Stephane Travert am Freitag im Sender RMC. "Diese Eier wurden bereits konsumiert ohne Folgen für die Gesundheit." Eine Ladung von 48.000 belasteten Eiern aus den Niederlanden sei in der zweiten Junihälfte in Geschäften der Supermarktkette Leader Price angeboten worden, sagte Travert weiter.

Fipronil sei nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand nicht krebserregend und erbgutschädigend, heißt es bei der AGES. Es könne beim Menschen aber neurotoxisch wirken. In höheren Dosen führt es zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen bis hin zu Lähmungserscheinungen.

Bei den Mengen die bisher in den Eiern gefunden wurden, sei von keiner gesundheitlichen Beeinträchtigung für Menschen auszugehen. Gehe man von dem höchsten in einem Ei gemessenen Wert aus, so wäre eine tägliche Aufnahmemenge von sieben Eiern für Erwachsene bzw. ein Ei für ein Kind mit zehn Kilogramm Körpergewicht tolerierbar.

EU will Schnellwarnsystem verbessern

Indes will die EU-Kommission Lehren aus dem Eier-Skandal ziehen und ihr Schnellwarnsystem verbessern. „Jetzt ist der Moment, um in einer koordinierten und transparenten Weise zu handeln, nicht um irgendein Schwarzer-Peter-Spiel anzufangen“, sagte ein Kommissionssprecher am Donnerstag. Die Kommission ist von den belgischen Behörden erst am 20. Juli über die mit Fipronil belasteten Eier informiert worden, teilte sie mit. Belgien untersuchte den Fall aber bereits seit Anfang Juni.

(APA/AFP/dpa/red.)

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