Zu wenig Jobs für Ältere: Kern will "Aktion 20.000" ausweiten

Christian Kern zu Besuch beim Pharmagroßhändler Herba Chemosan Apotheker AG in Wien.
Christian Kern zu Besuch beim Pharmagroßhändler Herba Chemosan Apotheker AG in Wien.APA/HERBERT NEUBAUER
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Der Kanzler sieht im hohen Automatisierungsgrad ein weiteres Argument für die von der SPÖ propagierte Wertschöpfungsabgabe.

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) möchte die "Aktion 20.000" zur Senkung der Altersarbeitslosigkeit ausweiten. Bei einem Betriebsbesuch beim Pharma-Großhändler Herba Chemosan in Wien kritisierte Kern am Freitag, dass der laufende Konjunkturaufschwung zu wenig Jobs für Ältere schaffe. "Die Konjunktur, der Markt werden das nicht alleine lösen können", forderte Kern zusätzliche staatliche Maßnahmen.

Den Pharma-Großhändler hatte die SPÖ ausgesucht, weil dort stark auf Altersteilzeit gesetzt wird, wie Betriebsrat Franz Georg Brantner sagte. Damit können Mitarbeiter fünf Jahre vor dem Pensionsalter ihre Arbeit auf 40 Prozent reduzieren, erhalten aber 70 Prozent des Lohns. Im Rahmen des wegen der Zusammenlegung der ursprünglich drei Wiener Firmenstandorte nötigen Sozialplans seien es sogar 85 Prozent gewesen. Nötig sei das auch deshalb, weil die Kommissionierung der Medikamente harte Arbeit sei: "Du kannst den Job nicht bis 65 machen."

Kern will "dafür sorgen, dass Erfolg bei allen ankommt" 

Den Rundgang durch die Werkshalle - hier werden Medikamente zum Transport an die Apotheken vorbereitet und binnen zwei Stunden ausgeliefert - nutzte Kern für Gespräche mit den älteren und Selfies mit den jüngeren Mitarbeitern. Im Anschluss plädierte Kern für die Beibehaltung der Altersteilzeit, altersgerechte Arbeitszeiten, den Ausbau der Aktion 20.000 und bemühte noch einmal das aktuelle rote Wahlkampfmantra: "Unsere Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass der Erfolg bei allen ankommt." Denn bei jüngeren sinke die Arbeitslosigkeit stark, bei Älteren aber noch nicht.

Die Hälfte der Arbeit beim Pharma-Großhändler wurde laut Vorstandschef Andreas Windischbauer bereits automatisiert. So werden die 2000 umsatzstärksten Medikamente (von insgesamt 35.000) automatisch zur Auslieferung abgepackt. Nur zum Nachfüllen des Verteilsystems, für größere Bestellungen und für die umsatzschwachen Produkte braucht es noch Menschen. Der Trend gehe in Richtung weniger Mitarbeiter, dafür aber höher qualifizierte, sagte Windischbauer.

Kern sieht im hohen Automatisierungsgrad ein weiteres Argument für die von der SPÖ propagierte Wertschöpfungsabgabe. Diese würde dem Großhändler wegen der immer noch hohen Personalkosten eine "massive Entlastung bringen", meinte Kern.

Windischbauer hätte allerdings einen anderen Wunsch an die Politik - nämlich ein Abgehen vom strengen Sparkurs bei den Medikamentenkosten. Hier drohe der Pharmagroßhandel wegen der sinkenden Handelsspannen nämlich zum "Kollateralschaden" zu werden.

(APA)

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