Präsident Trump zeigt sich „dankbar“ dafür, dass der russische Präsident US-Diplomaten ausweist. Das sei billiger für Amerika.
Washington. Es war eine dieser ungewöhnlichen Bemerkungen, nach der alle rätselten, ob der US-Präsident sie ernst gemeint oder sich nur ein ironisches Späßchen gemacht hatte. Vor Journalisten in seinem Golfklub in Bedminster in New Jersey bedankte sich Donald Trump bei russischen Präsidenten für die angekündigte Ausweisung Hunderter US-Diplomaten.
„Ich bin sehr dankbar, dass er eine große Anzahl an Leuten gehen lässt, denn jetzt haben wir eine kleinere Gehaltsliste.“ Es gebe auch keinen wirklichen Grund, dass die Botschaftsangehörigen nach Moskau zurückkehren. „Wir werden uns eine Menge Geld ersparen“, sagte Trump.
Putin hatte am 30. Juli als Reaktion auf neue US-Sanktionen angeordnet, dass die USA bis September 755 der insgesamt 1200 Mitarbeiter ihrer diplomatischen Vertretungen in Russland abziehen müssen. Am meisten davon betroffen wird lokales russisches Personal sein, doch das sagte der Kreml-Chef nicht dazu. Seither schwieg Trump. Mit seinen nunmehrigen Äußerungen desavouiert der US-Präsident sein eigenes Außenministerium, das Putins Anordnung „bedauerlich“ genannt hatte.
„Grotesker Kommentar“
Im State Department macht sich nun Entsetzen breit. Ausdruck verleiht der Stimmung ein hochrangiger Ex-Beamter: Nicholas Burns, Staatssekretär unter US-Präsident George W. Bush und mittlerweile Professor in Harvard, nannte Trumps Kommentar grotesk. „Wenn er Witze machte, sollte er es besser wissen. Wenn nicht, dann ist das ein beispielloser Vorgang. Noch nie hat ein Präsident die Ausweisung unserer Diplomaten verteidigt.“
Während seines Wahlkampfs war Trump durch Putin-freundliche Positionen aufgefallen. Inzwischen laufen Sonderermittlungen zu der Frage, ob Russland im US-Wahlkampf interveniert und Trump nach seinem Sieg diesbezügliche Untersuchungen der Justiz behindert hat. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2017)