"Schröder erniedrigt sich zu einem bezahlten Diener der Politik Putins"

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Dass der ehemalige deutsche Kanzler Gerhard Schröder in den Vorstand des größten russischen Ölkonzerns Rosneft einsteigen könnte, sorgt für Kritik.

Ein möglicher Posten für den deutschen Ex-Kanzler Gerhard Schröder im Vorstand des größten russischen Ölkonzern Rosneft hat für Kritik gesorgt: Der deutsche Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer (Grüne) bezeichnete das Verhalten des SPD-Politikers als schamlos. "Er erniedrigt sich endgültig zu einem bezahlten Diener der Politik Putins", sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Sonntag. Der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrej Melnyk, bezeichnete es als moralisch verwerflich, "dass ein ehemaliger Bundeskanzler und führendes SPD-Mitglied vom Kremlchef instrumentalisiert wird".

"Absolut falsches Signal"

Das Engagement wäre ein "absolut falsches Signal", das die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft sowie der Bundesregierung "total untergraben würde", sagte der Botschafter den Zeitungen. Deutschland vermittelt im Konflikt im Osten der Ukraine.

Schröder, der seit Jahren eine freundschaftliche Beziehung mit Kremlchef Wladimir Putin pflegt, könnte Ende September in der Position eines unabhängigen Direktors in den Vorstand (Board) des teilstaatlichen Unternehmens gewählt werden. Es gebe insgesamt sieben Kandidaten, darunter auch der 73-Jährige, hieß es in einem Dekret des russischen Regierungschefs Dmitri Medwedew am Freitagabend. Das Dokument wurde auf der Homepage der Regierung veröffentlicht. Auf der Liste stehen auch Energieminister Alexander Nowak sowie Rosneft-Chef Igor Setschin.

Russischen Medienberichten zufolge soll die Wahl am 29. September stattfinden. Zudem soll der Vorstand demnach von neun auf elf Mitglieder vergrößert werden. Schröder ist seit 2005 Vorsitzender des Aktionärsausschusses beim Betreiber der Ostsee-Gas-Pipeline Nord Stream, die durch die Ostsee nach Deutschland führt.

Rosneft auf Sanktionsliste der EU

Das Ölunternehmen Rosneft steht nach der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel der Krim 2014 auf der Sanktionsliste der EU. Die Strafmaßnahmen verbieten es, dem Unternehmen mit Sitz in Moskau Spezialtechnik und Dienstleistungen zur Ölförderung zu liefern. Zudem dürfen europäische Banken keine Geldgeschäfte von mehr als 30 Tagen Laufzeit mit Rosneft machen. Rosneft war mit einer Klage gegen die Sanktionen gescheitert. Der Europäische Gerichtshof hatte die Maßnahmen ebenfalls für rechtmäßig erklärt.

"Sollte es Rosnefts neue Strategie sein, nach dem Scheitern seiner juristischen Mittel gegen die EU-Sanktionen auf Schröders Kontakte zu setzen, um sich der Sanktionen zu entledigen, so wäre dies höchst problematisch und eine Staatsaffäre", sagte Ulrich Delius von der Gesellschaft für Bedrohte Völker.

Im Mai hatte Rosneft-Chef Setschin bekannt gegeben, in den kommenden fünf Jahren rund 600 Mio. Euro in Deutschland zu investieren. Es gehe dabei um die Modernisierung von Raffinerien.

(APA/dpa)

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