Südkoreas Präsident und der US-Generalstabschef wollen auf Diplomatie und Sanktionen setzten. China setzt neue Importverbote gegen Nordkorea in Kraft.
Im aufgeheizten Streit zwischen Donald Trump und dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong-un bemühen sich Vertreter der USA und ihrer Verbündeten um einen Abbau der Spannungen. Südkoreas Präsident Moon Jae-in mahnte am Montag eine politische Lösung an und sagte: "Es darf keinen weiteren Krieg auf der koreanischen Halbinsel geben."
Von Nordkorea erwarte er, dass es sein bedrohliches Verhalten einstelle. Die USA würden ruhig und verantwortungsbewusst reagieren, so Jae-in. Auch nach Ansicht der deutschen Bundesregierung kann es "keine militärische Lösung des Konflikts" geben. Deutschland stehe allen sich abzeichnenden Lösungsmöglichkeiten sehr positiv gegenüber, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.
Vorrang für Diplomatie
US-Generalstabschef Joseph Dunford sagte nach südkoreanischen Angaben in einem Gespräch mit Moon, Diplomatie und Wirtschaftssanktionen hätten Vorrang. Militärische Optionen würden für den Fall vorbereitet, dass diese Bemühungen scheitern sollten. Der Chef des US-Geheimdienstes CIA, Mike Pompeo, hatte bereits am Sonntag erklärt, er rechne mit weiteren Atomtests Nordkoreas. Es sei aber übertrieben, dass man vor einem Atomkrieg stehe. Es gebe keine Erkenntnisse, die darauf hindeuteten.
An den Börsen schüttelten die Anleger zum Start in die Börsenwoche die Sorgen vorerst ab. "Noch ist es zu früh, völlige Entwarnung zu geben. Doch mehr und mehr entsteht der Eindruck, dass auch in diesem Fall der US-Präsident viel redet und wenig handelt – und damit die Krise abebbt, wenn nicht Nordkorea die Eskalation fortsetzt", sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann.
Zweifel an nordkoreanischen Fähigkeiten
Der stellvertretende Verteidigungsminister Südkoreas, Suh Choo-suk sagte, er sehe zurzeit trotz weiter zu erwartender Provokationen Nordkoreas kein großes Risiko, dass es zu einem militärischen Konflikt komme. Er äußerte zugleich Zweifel an den von Nordkorea behaupteten militärischen Fähigkeiten. Sowohl die USA als auch Südkorea gingen davon aus, dass der Norden die Technik für die Wiedereintritts- und Zielflugphase von Langstreckenraketen noch nicht komplett beherrsche. Nordkorea hatte dagegen erklärt, das US-Festland angreifen zu können. Auch in US-Regierungskreisen wird dies für möglich gehalten.
Weiteres Konfliktpotenzial bieten die kommenden Tage. Am Dienstag begehen beide koreanische Staaten den Sieg gegen die japanischen Besatzer zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Staatsführung in Pjöngjang könnte dies für eine weitere Demonstration der Stärke nutzen. In der kommenden Woche sollen gemeinsame Militärmanöver der USA und Südkoreas beginnen, die Nordkorea als akute Bedrohung des Landes betrachtet.
Chinesischer Importstopp
Unterdessen ordnete China nach eigenen Angaben die Umsetzung der vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen Sanktionen gegen Nordkorea an. Es untersagte die Einfuhr von Kohle, Eisen, Blei und Fisch aus Nordkorea. Der Sicherheitsrat hatte Anfang August als Reaktion auf die jüngsten Raketentests Nordkoreas einstimmig schärfere Sanktionen gegen das weitgehend abgeschottete Land vereinbart. Gegen Nordkorea gibt es wegen der Raketen- und Atomprogramme bereits seit 2006 UN-Sanktionen.
(APA/AFP)