Bitcoin werde auf 4800 Dollar steigen und dann auf 2300 fallen, sagt Goldman Sachs. Für andere Analysten ist das dicke Ende der Bitcoin-Bubble aber schon in Sicht.
Wien/New York. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat ihr Kursziel für die Kryptowährung Bitcoin auf 4800 Dollar angehoben. Danach werde es zu einer Korrektur kommen, schreibt die Goldman-Analystin Sheba Jafari in einer Notiz für Kunden und Investoren.
Die berühmte Investmentbank hat Analysen für Bitcoin erst in diesem Juni in ihr Programm aufgenommen, nachdem eine Reihe von Hedgefonds darum gebeten hatten. Bisher liegt Goldman auch goldrichtig – nur dass der Preis für Bitcoin das zuletzt ausgegebene Ziel der Analystin schon übertroffen hat.
Entscheidend für Anleger ist aber vor allem der zweite Teil ihrer neuesten Analyse: Bitcoin werde auf bis zu 4827 Dollar steigen – und dann um mehr als 30 Prozent korrigieren. Das würde bedeuten, dass die Kryptowährung auf bis zu 2300 Dollar fallen könnte.
Bis Sonntag früh hat Bitcoin einen sehr starken Anstieg auf knapp 4400 Dollar erlebt. Seitdem ist es in einer kleinen Korrektur. Die Kryptowährung hat sich damit von den Marktturbulenzen von Juni und Juli erholt, als Unsicherheiten über die Zukunft von Bitcoin und Streitereien in der Community zu fallenden Preisen geführt haben.
Wie mit den Tulpen?
Inzwischen ist die gesamte Marktkapitalisierung des Kryptosektors auf mehr als 134 Mrd. Dollar angewachsen. Das ist zwar immer noch nicht viel im Vergleich zu den traditionellen Finanzmärkten, aber die Warnungen vor einer Blase sind zuletzt wieder laut geworden. Nicht nur der Nationalbankchef Ewald Nowotny hat den Hype rund um Bitcoin, Ethereum und Co. zuletzt mit der Tulpenblase verglichen, sondern auch ein gewisser Elliot Prechter.
Dieser ist der Sohn des berühmten Wall-Street-Analysten Robert Prechter, der sich als einer der Ersten auf die Methode der sogenannten Elliot-Wellen gestützt hat, um Märkte zu analysieren. Die Methode und ihre Genauigkeit sind unter Anlegern und Analysten umstritten – aber Elliot Prechter hatte den unglaublichen Aufstieg von Bitcoin auf Basis dieser Methode bereits 2010 vorher gesagt, als ein Bitcoin bei nur sechs Cent pro Stück stand.
Und jetzt sieht er die Kryptowährung in der fünften und letzten Welle ihres Anstiegs – auf dem Weg zum ganz großen Crash. „Die Preisaktion und die Manie rund um Bitcoin haben sogar die Tulpenmanie vor rund 400 Jahren in den Schatten gestellt“, so Prechter. „Bitcoin hat sich als die beste Chance nicht nur eines Lebens, sondern aller Zeiten herausgestellt.“ Aber jetzt sei das Ende nah.
Prechter vergleicht den Anstieg von Bitcoin mit der Dot-Com-Bubble in den 1990er-Jahren. „Die Technologie im Kryptosektor ist wie das Internet im Jahr 1999. Es war damals schon klar, dass das die Welt verändern wird, aber der Nasdaq ist trotzdem um fast 90 Prozent gefallen.“ Wenn das mit Bitcoin passiert, sei auch nicht zu sagen, ob die Währung wieder aufsteht – oder ersetzt wird: „Es ist zu früh, um zu sagen, ob Bitcoin Facebook oder Myspace ist.“ (jil)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.08.2017)