Ein Gang ins verlorene Musikparadies

Ildikó Raimondi und Herbert Lippert bitten zum multimedialen Rundgang durch die Welt der Wiener Operette.

„O-Mia“ („Operette, made in Austria“), Ildikó Raimondis und Herbert Lipperts Projekt schließt eine Lücke in der österreichischen Musiktheaterlandschaft: Die Performance bietet einen multimedialen und abwechslungsreichen Schnelldurchgang durch die Epochen der Wiener Operette. In Gmunden feierte das ehrgeizige Vorhaben Premiere. Schon die zur Eröffnung gespielte Ouvertüre aus Johann Strauß' „Zigeunerbaron“ machte deutlich: Die jungen Musikerinnen und Musiker des Internationalen Orchesterinstituts Attergau durften von ihren Dozenten aus den Reihen der Wiener Philharmoniker bereits einiges lernen. Dirigent Johannes Wildner entlockte ihnen transparente Klänge und präzis-kantigen Witz.

Liebhaber der Operette wussten ein Duett aus Carl Michael Ziehrers „Ball bei Hof“ besonders zu schätzen: Der gleichnamige Marsch erlangte in der Militärmusik große Bekanntheit, doch kam die Operette bis zum heutigen Tag in keinem Wiener Opernhaus zur Aufführung . . .

Für Operetten-Neulinge servierte man freilich auch bekannte Melodien, die St. Florianer Sängerknaben etwa entzückten mit einer beschwingten „Tritsch-Tratsch“-Polka. Einzig die angekündigte Ausrichtung auf ein nicht-deutschsprachiges, internationales Publikum scheint nicht ganz konsequent durchgeführt: Technisch wäre es ein Leichtes, die Texte als englische Übertitel anzubieten.

Wie ein roter Faden führten Videoeinspielungen von Manfred Corrine durch das Potpourri. Johannes Silberschneider präsentierte als Max Winter, „Erfinder der Sozialreportage und Vater des investigativen Journalismus“, dessen gleichermaßen interessante wie amüsante Anekdoten aus der Wiener Arbeiterschicht, Filmdokumente fungieren als optische Ergänzung – zu den Klängen von „Giuditta“ erscheint ein Portrait Franz Léhars am Klavier.

Das kurzweilige und informative Programm leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt dieses vielfach schon ins Vergessen geratenen Kulturguts. Elektronische Klänge schaffen bei Musik von Paul Abraham sogar den Sprung ins neue Jahrtausend.

Weitere Vorstellungen: 19. und 20. August im Wiener Gasometer, es gibt noch Restkarten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2017)

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