Liu Xiaobo: Witwe meldet sich erstmals nach Begräbnis zu Wort

APA/AFP/Shenyang Municipal Infor
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Liu Xia wurde seit der Seebestattung des Friedensnobelpreisträgers Mitte Juli nicht mehr gesehen.

Nach wochenlanger Ungewissheit über ihren Verbleib ist die Witwe des an Krebs verstorbenen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo am Freitag auf einem Internet-Video wiederaufgetaucht. In dem rund eine Minute langen Video auf der normalerweise in China gesperrten Plattform YouTube versichert Liu Xia, sie erhole sich derzeit "in einer Provinz außerhalb Pekings" und bittet ihre Anhänger, ihr "Zeit zum Trauern" zu lassen.

"Eines Tages werde ich euch in Höchstform wiedersehen", sagt die in Schwarz gekleidete 56-jährige Dichterin weiter. Sie müsse sich aber erst an ihr neues Leben gewöhnen. "Ich werde wieder bei euch sein, wenn sich meine Lage allgemein gebessert hat." Während sie spricht, sitzt sie auf einem Sofa neben einem Couchtisch und raucht eine Zigarette. Wer das Video aufgenommen hat und wo es gedreht wurde, bleibt offen.

Freunde des Paars bezweifeln, dass die Aufnahmen ohne Wissen der Behörden veröffentlicht wurden. "Es ist eindeutig, dass sie von den Behörden dazu gezwungen wurde", sagte der Dissident und Vertraute, Hu Jia, am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. "Wie kann jemand, der nicht in Freiheit leben darf, frei seinen Willen kundtun?"

Seit 2010 unter Hausarrest

Liu Xia wurde seit der Seebestattung ihres Manns am 15. Juli nicht mehr gesehen. Freunde befürchteten seitdem, dass sie von den chinesischen Behörden gegen ihren Willen festgehalten wird. Zwei Tage zuvor war Liu Xiaobo, einer der renommiertesten Menschenrechtler Chinas, im Alter von 61 Jahren an den Folgen seines Leberkrebses gestorben. Bis zuletzt hatten die Behörden dem 2009 zu elf Jahren Haft verurteilten Friedensnobelpreisträger eine medizinische Behandlung im Ausland verweigert.

Seine Ehefrau stand seit 2010 unter Hausarrest, obwohl sie nie eines Vergehens angeklagt wurde. 2014 erlitt sie nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation einen Herzanfall, nachdem bei ihr eine Depression diagnostiziert worden war. Der Tod ihres Mannes setzte ihr nach Angaben von Liu Xiaobos Bruder zusätzlich zu. Seitdem stand die Pekinger Führung unter Druck aus Europa und den USA, die Dichterin freizulassen und ihr die Ausreise zu ermöglichen, wenn sie dies wünscht.

(APA/AFP)

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