Air Berlin-Chef: Mehr als zehn Interessenten für Air Berlin

APA/HELMUT FOHRINGER
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Größeres Interesse an Air Berlin als anfänglich vermutet. Ein Komplettverkauf der Fluggesellschaft ist unwahrscheinlich.

Die Niki-Mutter Air Berlin soll möglichst schnell unter mehreren Bietern aufgeteilt werden. "Wir haben mit mehr als zehn Interessenten gesprochen, darunter mit mehreren Fluglinien", sagte Konzernchef Thomas Winkelmann der "Bild am Sonntag". Namen nannte er nicht. Winkelmann will die Verhandlungen noch im September abschließen.

Ein Komplettverkauf der insolventen Fluggesellschaft sei unwahrscheinlich: "Es wird nicht einen, sondern zwei oder drei Käufer geben." Langstrecken, Geschäftsflüge und Urlaubsreisen seien zu unterschiedliche Bereiche.

Ins gleiche Horn stieß Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig (SPD). Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass die Fluggesellschaft mehrere Partner brauche, um dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern eine längerfristige Perspektive bieten zu können. "Das Modell Air Berlin als eine eigenständige Airline ist ja gescheitert", sagte Machnig am Samstag dem InfoRadio des rbb. Er erteilte damit dem vom Unternehmer Hans-Rudolf Wöhrl vorgeschlagenen Kompletterwerb eine Absage.

Dobrindt-Forderung stößt auf Kritik

Wöhrl und Ryanair-Chef Michael O'Leary hatten der Bundesregierung ein abgekartetes Spiel vorgeworfen, um den Großteil von Air Berlin möglichst billig dem deutschen Marktführer Lufthansa zuzuschanzen. Machnig wies dies zurück: "Ich sage noch mal: Es wird keinen Zuschlag allein an Lufthansa geben." Der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte sich allerdings dafür ausgesprochen, dass die Lufthansa wesentliche Teile von Air Berlin übernimmt. "Wir brauchen einen deutschen Champion im internationalen Luftverkehr", sagte Dobrindt vergangene Woche der "Rheinischen Post".

Mit seinen Aussagen stieß Dobrindt auf scharfe Kritik von Lufthansa-Konkurrenten und Wettbewerbshütern. Es sei zwar zu begrüßen, wenn die Lufthansa durch einen guten Service zu attraktiven Preisen ihren Marktanteil in der internationalen Luftfahrt ausbauen würde, sagte der Vorsitzende der Monopolkommission, Achim Wambach, der "Welt am Sonntag". "Es überzeugt aber nicht, wenn dies dadurch erfolgen sollte, dass auf Wettbewerb auf deutschen Flugstrecken verzichtet würde."

Nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" hat die Lufthansa den Insolvenzverwaltern ein Konzept vorgestellt, wonach die Airline bis zu 70 Flugzeuge übernehmen will - davon 12 bis 17 für die Langstrecke und 21 von der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki. Dazu kämen 2.000 bis 3.000 Mitarbeiter, vor allem Piloten und Flugbegleiter. Insider hatten der Nachrichtenagentur Reuters bereits vergangene Woche gesagt, dass die Lufthansa bis zu 90 der 140 Flugzeuge von Air Berlin übernehmen will, darunter 21 Flugzeuge von Niki. Air Berlin und Lufthansa haben Gespräche bestätigt, sich aber nicht zu Details geäußert. Der Marktführer hat bereits 38 Maschinen inklusive Crews von Air Berlin gemietet.

TUI wolle sechs bis sieben Maschinen, berichtete die "Bild am Sonntag". Die TUI-Tochter TUIfly fliegt für Niki und hat Passagiere auf Air Berlin gebucht.

Allgemein wird nach der Pleite von Air Berlin vor einer zunehmenden Marktmacht der AUA-Mutter Lufthansa gewarnt. Deren Dominanz werde zu weniger Konkurrenz und damit steigenden Preisen führen, so die These. Der Schweizer Airline-Berater Gerd Pontius sieht das anders. Er rechnet mit mehr Druck der Billigairlines und daher mehr Konkurrenz.

(APA/Reuters)

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