EU-Erweiterung war ein gutes Geschäft

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Niedrig qualifizierte Osteuropäer profitierten am meisten vom EU-Beitritt.

Wien. Dass die große EU-Osterweiterung im Jahr 2004 sowohl für die „alten“ 15 Mitgliedstaaten der Union als auch für die mittel- und osteuropäischen Neuankömmlinge in Summe ein Win-win-Geschäft war, liegt angesichts der insgesamt positiven Wirtschaftszahlen auf der Hand. Ein vierköpfiges Forscherteam ist nun der Frage nachgegangen, wie groß die Wohlstandsgewinne für die Bürger der alten und neuen Mitgliedstaaten bzw. für hoch und niedrig qualifizierte Arbeitnehmer waren. In ihrer soeben publizierten Studie kommen Lorenzo Caliendo (Yale University), Luca David Opromolla (Banco de Portugal), Fernando Parro (Johns Hopkins University) und Alessandro Sforza (London School of Economics) zum Schluss, dass die Wohlstandszugewinne ungleich verteilt waren.

Am stärksten von der EU-Erweiterung profitiert haben demnach niedrig qualifizierte Arbeitnehmer aus den neuen Mitgliedstaaten, die in der „alten“ EU neue Arbeitsmöglichkeiten gefunden haben, gefolgt von qualifizierten Arbeitnehmern aus Ost- und Westeuropa. Die geringsten Wohlstandszugewinne entfielen auf niedrig qualifizierte Bürger der EU-15, die einerseits mit mehr Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt, andererseits mit einer höheren Auslastung der öffentlichen Infrastruktur aufgrund der Migration konfrontiert waren. Summa summarum war die EU-Osterweiterung für die „alten“ Unionsmitglieder aber ein gutes Geschäft. Dass die Bilanz positiv ausgefallen ist, haben die Europäer laut den Studienautoren vor allem dem regen Warenaustausch zwischen West und Ost zu verdanken. Hätten sich die alten und neuen EU-Mitglieder nicht derart eng vernetzt, hätte Osteuropa vom EU-Beitritt deutlich stärker profitiert als die EU-15. (la)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2017)

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