Nordkorea will mehr Raketen bauen

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Machthaber Kim ordnet zwar an, mehr Bauteile für Interkontinentalraketen herzustellen. Er fährt aber mit den Verbalattacken gegen Washington zurück.

Die nordkoreanische Führung will ihre Raketenproduktion offenbar ausweiten. Machthaber Kim Jong-un habe angeordnet, mehr Raketentriebwerke und Sprengköpfe für Interkontinentalraketen herzustellen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Mittwoch.

Fotos in nordkoreanischen Medien zeigten Kim bei einem Besuch in einem staatlichen Forschungsinstitut für Rüstung. Auf den Bildern waren nach Einschätzung von US-Experten auch neu entwickelte Raketentechnik und künftige Projekte zu sehen, darunter Pläne für eine Interkontinentalrakete, die mit einem Atomsprengkopf bestückt werden könnte.

Nordkorea treibt sein Raketen- und Atomwaffenprogramm trotz UNO-Sanktionen seit Jahren voran. Im Juli testete das abgeschottete, stalinistisch regierte Land zwei Interkontinentalraketen, die nach Einschätzung von Experten das US-Festland erreichen könnten. Der UNO-Sicherheitsrat beschloss daraufhin noch schärfere Sanktionen gegen das Land.

Auch der Ton zwischen Washington und Pjöngjang verschärfte sich zwischenzeitlich. US-Präsident Donald Trump drohte Nordkorea mit einem Militäreinsatz; die Provokationen Kims würden mit "Feuer und Wut" beantwortet. Pjöngjang legte seinerseits Pläne für einen Raketenangriff auf Ziele nahe der Pazifikinsel Guam vor, auf der die USA einen Luftwaffenstützpunkt unterhalten.

Trump verteidigt aggressive Rhetorik

Zuletzt rückte das abgeschottete Land davon aber wieder ab. US-Außenminister Rex Tillerson erklärte am Dienstag, er sei froh, dass Nordkorea in jüngster Zeit "ein gewisses Maß an Zurückhaltung" geübt habe. Er verwies darauf, dass Nordkorea seit der jüngsten Runde neuer UNO-Sanktionen keine Atom- oder Raketentests vorgenommen habe.

US-Präsident Donald Trump verteidigte seine aggressive Rhetorik gegenüber Nordkorea. "Einige sagen, ich bin zu weit gegangen", sagte Trump am Dienstagabend (Ortszeit) vor tausenden Anhängern in Phoenix (Arizona). "Es war nicht stark genug", sagte Trump. Kim Jong-un aber beginne "uns zu respektieren", sagte der US-Präsident weiter. "Und vielleicht, eher nicht, aber vielleicht kann daraus etwas Positives werden."

Die Regierung in Peking verurteilte unterdessen die neuen US-Sanktionen gegen chinesische Firmen im Nordkorea-Konflikt. Das Vorgehen der USA erschwere eine Lösung und trage nicht dazu bei, das gegenseitige Vertrauen und die Kooperationsbereitschaft Chinas zu stärken, sagte Außenamtssprecherin Hua Chunying am Mittwoch in Peking. Washington müsse sein Fehlverhalten "stoppen und korrigieren". Die "extrem angespannte" Lage auf der koreanischen Halbinsel habe sich zuletzt zwar etwas beruhigt, die Situation sei aber nach wie vor "höchst komplex und heikel".

USA wirft Firmen Unterstützung nuklearer Aufrüstung vor

Die USA hatten am Dienstag weitere chinesische und russische Unternehmen wegen ihrer Zusammenarbeit mit Nordkorea auf ihre Sanktionsliste gesetzt. Die zehn Unternehmen und sechs Einzelpersonen würden Nordkorea Einnahmen ermöglichen, die zur "Entwicklung von Massenvernichtungswaffen" und der "Destabilisierung der Region" genutzt würden, hieß es zur Begründung.

Das US-Finanzministerium verhängte Sanktionen gegen 16 russische und chinesische Einrichtungen. Das Ministerium, erklärte, sie würden beschuldigt, indirekt Nordkoreas Programm zur Aufrüstung mit Atomraketen unterstützt zu haben. Damit wird das Guthaben der Betroffenen in den USA eingefroren. Außerdem ist es US-Unternehmen und Individuen verboten, mit ihnen Handel zu treiben. "Es ist inakzeptabel, dass Firmen und Einzelpersonen in Russland, China und anderswo Nordkorea helfen, Einkommen zu generieren, mit dem Massenvernichtungswaffen hergestellt werden und die Region destabilisiert wird", erklärte US-Finanzminister Steven Mnuchin.

Anfang August hatte der UNO-Sicherheitsrat einstimmig bei der Verschärfung der Sanktionen gegen Nordkorea dafür gestimmt, der Regierung in Pjöngjang Exporteinnahmen in Höhe von rund einer Milliarde US-Dollar (rund 843.000 Millionen Euro) zu entziehen. Dem stark isolierten asiatischen Land soll damit der Geldhahn zugedreht werden.

Importe Chinas aus Nordkorea reduziert

Die Importe Chinas aus Nordkorea haben sich schon davor deutlich reduziert. Von Jänner bis Juli führte die Volksrepublik nach Angaben vom Mittwoch Produkte im Volumen von gut einer Milliarde Dollar (849,55 Mio. Euro) aus Nordkorea ein. Das sind 16,3 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Zugleich importierte Nordkorea Waren im Wert von zwei Milliarden Dollar aus China. Der gesamte Handel lag damit um 10,2 Prozent über dem Vorjahreswert.

China hatte bereits im Februar die Einfuhr von Kohle aus Nordkorea gestoppt. Das erschwert es der Regierung in Pjöngjang, Devisen zu beschaffen. Im August folgten bei der Verschärfung UNO-Sanktionen, die auf den Handel mit Kohle, Eisen, Eisenerz, Blei und Fisch abzielen.

Am Montag hatten die USA und Südkorea gemeinsame Militärübungen in der Region begonnen. Pjöngjang drohte daraufhin Vergeltungsmaßnahmen an. Es wurde befürchtet, dass Nordkorea die jährlichen Übungen im Nachbarland zum Anlass für neue Raketentests nehmen könnte. Nordkorea wirft den USA regelmäßig vor, durch ihre Manöver mit Südkorea einen Angriff vorzubereiten, was beide Länder bestreiten.

(APA/AFP/Reuters )

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