Drohnen: Vom Hobby zum Ärgernis

Kameradrohnen filmen oft dort, wo sie andere Menschen stören.
Kameradrohnen filmen oft dort, wo sie andere Menschen stören.(c) imago/Steffen Schellhorn
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Kameradrohnen stören immer häufiger Menschen und Tiere. Doch wie kann man rechtlich gegen die unliebsamen Filmer vorgehen? Und: Darf man auf Drohnen schießen?

Wien/Hallstadt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis so etwas passieren würde: Erstmals wurden heuer FKK-Badezonen von privaten Kameradrohnen überflogen. Deren Besitzer hatten es offenbar auf entsprechende Fotos abgesehen. Und auch Tourismusregionen, wie Hallstatt, klagen über die Fluggeräte. „Die Presse“ beantwortet die aktuellen Fragen rund um die surrenden Flugobjekte.

1 Welche Probleme entstanden jüngst durch Kameradrohnen?

In Wien wurden zuletzt FKK-Zonen gefilmt. So überflog eine Drohne das Gänsehäufel, krachte gegen einen Baum, woraufhin die Besitzer mit einem Tretboot angefahren kamen und ihr Flugobjekt – erfolglos – zurückforderten. Auch im Krapfenwaldlbad wurden drei Drohnenüberflüge registriert.

In Hallstatt fühlen sich die Bewohner des kleinen Ortes belästigt. Hallstatt hat gerade einmal 800 Einwohner und verzeichnet jährlich bis zu 700.000 Tagesgäste, von denen viele die „beste“ (Luft-)Aufnahme haben wollen.

Ein großes Problem sind Drohnen in freier Natur. Zuletzt meldeten sich Falkner in den „Salzburger Nachrichten“ zu Wort. Drohnen würden Greifvögel-Flugshows stören und die Tiere gefährden. Manche Drohnenbesitzer machen sich einen Spaß daraus, Vögeln hinterherzufliegen. Dass Tabus gebrochen werden, zeigt ein Vorfall in Linz. Dort störte eine Drohne ein Kleinflugzeug beim Landeanflug.

2 Welche Maßnahmen wurden getroffen, um sich zu schützen?

Bäder-Verantwortliche prüfen derzeit Abwehrmaßnahmen, etwa Fangnetze oder Störsender – und die rechtliche Situation. „Das Thema ist am Radar. Es wird an unterschiedlichen Szenarien gearbeitet“, so eine Sprecherin der Magistratsdirektion.
In Hallstatt stellte man Schilder in verschiedenen Sprachen auf und bat, die Drohnen nicht mehr zu verwenden. Das habe schon einen Effekt, sagt Vizebürgermeister Alfred Gamsjäger (SPÖ) zur „Presse“. Es gebe jetzt weniger Flüge. Das Problem sei übrigens von Gegnern des Massentourismus aufgebracht worden.

3 Wie viele Drohnen gibt es in Österreich?

Laut Austro Control wurden seit Anfang 2014, also seit Novellierung des Luftfahrtgesetzes, bis Mitte Juli dieses Jahres ungefähr 3500 Anträge auf Betriebsbewilligung gestellt. 2800 Anträgen wurde stattgegeben. Wie viele Drohnen tatsächlich (eingerechnet auch unbewilligte Objekte) in der Luft seien, lasse sich nicht seriös einschätzen, so Austro-Control-Sprecher Markus Pohanka. Tatsache ist, dass im Vorjahr in Österreich 40.000 Drohnen über die Ladentische gingen.

4 Welche Bestimmungen müssen eingehalten werden?

Drohnen, die mehr als 250 Gramm haben (das sind die meisten) müssen registriert, versichert und bewilligt werden, ehe sie starten dürfen. Es gilt das Prinzip: Je dichter eine Gegend bebaut ist, desto schwerer ist es für private „Piloten“ eine Bewilligung zu bekommen. Für das Wiener Stadtgebiet ist dies fast unmöglich. Wer gegen Auflagen verstößt, riskiert bis zu 22.000 Euro Verwaltungsstrafe.

5 Wie kann man sich vor ungewollten Überflügen schützen?

Grundsätzlich gelte das Prinzip der Freiheit des Luftraums, erklärt Anwalt Stefan Huber von der Wiener Kanzlei CHSH. Grundstücksbesitzer müssten sich also Überflüge gefallen lassen. Sind Drohnenflüge schikanös oder beispielweise zu sehr in Bodennähe und weiß man, wer den fliegenden Luftraum-Eindringling steuert, kann man unter Umständen mit Besitzstörungsklage vorgehen. Selbst ein Abschuss könnte im Extremfall als Nothilfe gerechtfertigt sein. Dann, wenn es sich um massive Eingriffe in persönliche Rechte handelt und keine andere Abwehr möglich ist.

6 Wie bekämpfen Behörden anderer Länder Luftraum-Eindringlinge?

In den USA wächst die Anzahl der No-Fly-Zonen, vor allem in Tourismusregionen. Die französische Luftwaffe setzt eigens dressierte Greifvögel zur Drohnenabwehr ein. Auch die niederländische Polizei setzt Weißkopfseeadler als Drohnenfänger ein. In Japan werden Fangnetz-Drohnen entwickelt, die andere Drohnen vom Himmel fischen sollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2017)

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