Eine Viennale von und für Hans Hurch

Der kürzlich verstorbene Hans Hurch.
Der kürzlich verstorbene Hans Hurch. (c) imago/SKATA (imago stock&people)
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Der verstorbene Direktor wählte noch einen Großteil der heuer gezeigten Filme aus.

„Eigentlich schaut's hier aus wie immer“, sagte Franz Schwartz zu den Journalisten, die zum traditionellen Sommer-Pressegespräch der Viennale gekommen waren – und in den Reihen war wohl auch alles wie gehabt, nur an dem kleinen Tisch ganz vorn nicht, an dem in den vergangenen Jahren stets Hans Hurch gesessen und mit ansteckender Begeisterung von seinen neuesten Filmakquisitionen berichtet hatte. Nach seinem überraschenden Tod im Juli hat Schwartz, der ehemalige Leiter des Stadtkinos und ein Freund Hurchs, die interimistische Führung des Filmfestivals übernommen. Die heurige Ausgabe, die von 19. Oktober bis 2. November stattfindet, wird dennoch Hurchs klare Handschrift tragen – und gleichzeitig seinem Andenken gewidmet sein: „ein Festival von und für Hans Hurch“.

Die einzige Programmschiene, die von seinen vorbereiteten Plänen abweicht, ist denn auch eine Hommage an ihn: 14 Freunde des verstorbenen Direktors haben dafür je einen Film ausgewählt, den sie ihm widmen möchten; Tilda Swinton wählte etwa Robert Bressons „Au hasard Balthazar“, der Experimentalfilmer Klaus Wyborny „Antigone“ (1992) von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub, bei dem Hurch selbst als Regieassistent mitwirkte und in dem seine langjährige Partnerin Astrid Ofner die Titelrolle spielte.

Davon abgesehen, wurden alle Specials noch von Hurch selbst gestaltet – Schwartz habe dazu jene Filme gesichtet, die Hurch angefordert hatte, aber nicht mehr sehen konnte –, auch im Hauptprogramm wurden etwa 70 Prozent der Filme von Hurch gewählt. Welche, wollte Schwartz nicht verraten: „Gehen Sie davon aus: Die Filme, die Ihnen nicht gefallen, habe ich ausgewählt.“

Highlights aus Venedig

Er hob einige Filme hervor, die sich die Viennale sichern konnte, noch bevor bekannt wurde, dass sie auch in Venedig gezeigt würden: etwa „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ von Martin McDonagh („Brügge sehen . . . und sterben?“), das zarte italienische Drama „Hannah“ mit Charlotte Rampling und die „ganz kurzweilige dreistündige Doku „Ex Libris – New York Public Library“. Auch österreichisches Filmschaffen wird gezeigt: Etwa Barbara Alberts „Licht“, der in Toronto Weltpremiere hat, die deutsch-norwegische Produktion „Helle Nächte“, für die der Österreicher Georg Friedrich bei der Berlinale den Schauspielpreis bekam, oder Astrid Ofners Peter-Weiss-Verfilmung „Abschied von den Eltern“, bei der Hurch als Koautor genannt wird.

Zudem gibt es eine Reise durch das neapolitanische Kino der Neunzigerjahre, eine Werkschau der Regisseurin Valeska Grisebach und bisher verschollene Filme des fast vergessenen Wiener Stummfilmstars Carmen Cartellieri, deren Vorführungen mit Livemusik begleitet werden. Die jährliche Retrospektive in Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum wird heuer von zwei russischen Filmhistorikern kuratiert und zeigt unter dem Titel „Utopie und Korrektur“ sowjetische Werke aus den Jahren während und nach der Stalin-Ära.

Welche Schwerpunkte noch ins Programm kommen, hängt von den prominenten Gästen ab, deren Besuch noch fixiert werden müsse: Es gebe „viele Stars, die ganz nah dran sind, zuzusagen“, so Schwartz. Im Vorjahr waren etwa John Carpenter, Kenneth Lonergan und Patti Smith zu Gast. Die Suche nach einem neuen Viennale-Direktor soll das Festival nicht überschatten, die Ausschreibung erfolgt daher offiziell am 5. November, bis Jänner soll dann der Nachfolger von Hans Hurch feststehen. (kanu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2017)

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