Bankchef Gasselsberger bestätigt: Österreichs Institute verlangen bald höhere Zinsen. Seinem Haus geht es prächtig. Als erstes in Europa hat es ein Abkommen mit dem Iran verhandelt.
Wien. Die Oberösterreicher preschen vor. Am Donnerstag sprach Michael Rockenschaub, Generaldirektor der Sparkasse dieses Bundeslandes, erstmals offen aus, womit zu rechnen war: Kredite werden in Österreich teurer. Der Grund ist das OGH-Urteil zu variablen Krediten vom Juli: Die Banken müssen ihren Kunden auch Negativzinsen weitergeben. Die verlorene Spanne holen sie sich künftig bei Neukrediten wieder herein. Das bestätigte am Freitag Franz Gasselsberger, Chef der börsenotierten Oberbank aus Linz, bei der Präsentation seiner Halbjahreszahlen: Es sei „klar“, dass dieses „unerfreuliche“ Urteil „die Kalkulation für das Neugeschäft beeinträchtigt“. Die Aufschläge würden dadurch um maximal 0,375 Prozentpunkte steigen.
Wie viel davon der Wettbewerb zulässt, ist aber noch offen: „Wir werden sehen, was der Markt macht.“ Daraus ist zu schließen: Wer in Österreich einen neuen Kredit braucht, sollte ihn rasch verhandeln, bevor sich ein neues Preisniveau in der Branche verfestigt hat. Altkreditnehmer profitieren freilich. Auch bei der Oberbank: Das Institut zahlt an 23.000 Kunden mit einem Kreditvolumen von 1,3 Mrd. Euro bis Jahresende in Summe 6,3 Mio. Euro zurück.
Lob für Regierung
Mehr Freude macht Gasselsberger ein anderes Thema: Als erstes europäisches Geldhaus hat die Oberbank nach dem Ende der (meisten) Sanktionen ein Rahmenabkommen mit dem Iran ausverhandelt. Es geht dabei um Kredite mit einer Laufzeit von über zwei Jahren und einer Deckung durch die Kontrollbank. Damit sollen Projekte heimischer Unternehmen in den Bereichen Infrastruktur und Gesundheit finanziert werden.
Die Verhandlungen seien „mühsam“ gewesen, mehrmals reiste Gasselsberger deshalb im Frühling in den Iran. Aber nach erfolgreichem Abschluss erwartet er nun ein „reges Interesse“ an dem Angebot. Offiziell unterzeichnet wird der Vertrag im Herbst in Linz.
Unerwartetes Lob teilt der Bankchef kurz vor der nächsten Nationalratswahl an die bisherige rot-schwarze Regierung aus: „Ich möchte mich bedanken“ – vor allem für die deutliche Reduzierung der Bankenabgabe („das hätte ich nicht für möglich gehalten“), aber auch für das Gesetz zur Mitarbeiterbeteiligung („ein großer Wurf“). Zudem honoriert er, dass sich Österreich in Sachen Regulierung mit Deutschland „verbündet“ hat. In diesen beiden Ländern gibt es viel mehr kleine und mittelgroße Banken als im Rest Europas. Es sei daher gut und wichtig, dass man sich gemeinsam um Erleichterungen bei den regulatorischen Anforderungen für diese Institute bemüht.
Seine ungewöhnlich freundlichen Worte an die Politik erklärte der Manager so: „Mir geht das Regierungsbashing genauso auf die Nerven wie seinerzeit das Bankenbashing.“
Stärker als Markt gewachsen
Erstmals übersteigt nun die Bilanzsumme der Oberbank die 20-Milliarden-Grenze. Acht Filialen kommen in diesem Jahr dazu. Einmal mehr wuchs im ersten Halbjahr das Kreditvolumen (mit knapp sieben Prozent) stärker als im österreichischen Gesamtmarkt (plus 2,1 Prozent). Auch der Gewinn stieg wieder an: nach Steuern um 15,6 Prozent auf 102 Mio. Euro. Für das Gesamtjahr will Gasselsberger den Wert des Vorjahres erreichen oder leicht übertreffen. (gau)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2017)