Draghi sieht Euro-Notenbank noch nicht am Ziel

EZB-Chef Mario Draghi
EZB-Chef Mario DraghiAFP (EMMANUEL DUNAND)
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Die EZB ist Notenbank-Präsident Mario Draghi zufolge mit ihrem extrem lockeren Kurs noch nicht am Ziel. Die ultraexpansive Geldpolitik sei zwar bislang erfolgreich gewesen, sagte Draghi auf der Notenbank-Konferenz in Jackson Hole in den USA

Die Vertreter der beiden größten Notenbanken haben sich auf der mit Spannung erwarteten Notenbankkonferenz im US-amerikanischen Jackson Hole zurückgehalten. Die Vorsitzende der US-Notenbank Janet Yellen äußerte sich am Freitag gar nicht zur Geldpolitik. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi betonte die Notwendigkeit einer zunächst weiterhin lockeren Geldpolitik.

Wirklich neu waren Draghis Aussagen zur Geldpolitik nicht und zum Eurokurs sagte er gar nichts. Obwohl die wirtschaftliche Erholung fortschreite, sei weiterhin ein bedeutsames Niveau an Unterstützung durch die Geldpolitik gerechtfertigt, sagte er. Die Annäherung der Inflationsrate an den Zielwert der EZB von knapp zwei Prozent sei noch nicht selbsttragend. Das milliardenschwere Anleihekaufprogramm der Notenbank habe bisher gut funktioniert. Draghi machte die Aussagen zur Geldpolitik in einer Fragerunde. In einer vorherigen Rede hatte er sich nicht dazu geäußert, sondern vor Protektionismus gewarnt.

Yellen hatte zuvor die Regulierung des Finanzsektors, die nach der schweren Finanzkrise von 2008 ergriffen wurde, verteidigt. Sie verwies auf Studien, wonach das Wachstum durch die Regulierung des Finanzsektors nicht belastet worden sei. Gleiches gelte für die Verfügbarkeit von Krediten oder die Liquidität an den Finanzmärkten. Vielmehr sei das Finanzsystem durch die Regulierung robuster geworden, etwa gegen Turbulenzen an den Finanzmärkten. Yellen warnte davor, die Lehren aus der jüngsten Finanzkrise zu vergessen.

Derzeit denkt die US-Regierung darüber nach, einen Teil der nach der Krise ergriffenen Vorschriften für das amerikanische Finanzsystem wieder abzuschaffen. Dabei geht es etwa um Teile des "Dodd Frank Act", der den US-Banken unter anderem viele Handelsgeschäfte verboten oder stark eingeschränkt hat. Stabilitätsorientierte Ökonomen üben scharfe Kritik an den Bemühungen, weil sie befürchten, dass damit der Boden für die nächste Finanzkrise bereitet werden könnte.

(APA/dpa)

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