Von Obdachlosen bis Christen: Diese Kleinparteien treten am 15. Oktober an

Der Liste Pilz geben die Meinungsforscher durchaus Chancen, den Nationalrat zu erobern. Listengründer Peter Pilz kennt diesen ohnehin gut: Er war beim ersten Einzug der Grünen im Jahr 1986 dabei und dann - unterbrochen nur von einem Ausflug in den Wiener Landtag - fast 23 Jahre. Gemeinsam mit ihm um den Verbleib im Parlament bemühen sich drei weitere Abgeordnete, die keinen fixen Listenplatz mehr bekommen haben: Seinen ex-grünen Kollegen Wolfgang Zinggl und Bruno Rossmann sowie die bisherige SPÖ-Abgeordnete Daniela Holzinger-Vogtenhuber. Letztere dürfte der Liste einige rote Stimmen bringen, auch in Richtung Blau zielt Pilz: Der FPÖ will er, wie er selbst sagt, Protestwähler "in ganz großer Zahl" abziehen.

Auch die Freie Liste Österreich (FLÖ) des früheren Salzburger FPÖ-Obmannes Karl Schnell steht bundesweit auf den Wahlzetteln. Spitzenkandidat ist allerdings nicht Schnell selbst, sondern die frühere FPÖ-Abgeordnete Barbara Rosenkranz. Die Liste geht mit drei zentralen Forderungen in den Wahlkampf: mehr direkte Demokratie, Radikalreform oder Austritt aus der Europäischen Union inklusive Volksabstimmung und Einwanderungsstopp.

Seit 1959 nicht mehr im Nationalrat vertreten, haben es die Kommunisten auch danach noch bei jeder Wahl versucht - und werden auch heuer wieder österreichweit zur Wahl stehen. Der Erfolg hielt sich bisher auf Bundesebene in Grenzen. Neu ist, dass sich die KPÖ diesmal mit versprengten "Jungen Grünen" zusammengetan hat. Darum präsentiert sich nicht nur Kommunisten-Urgestein Mirko Messner als Spitzenkandidat, sondern an der Seite von Flora Petrik und Ulli Fuchs.

Erst als "Kunstprojekt" und jetzt als "Demokratieprojekt" versteht Roland Düringer (Bild) seine Liste G!LT, die bundesweit kandidiert. Dementsprechend unkonventionell gestaltete sich der bisherige Werdegang der "Partie", wie der Kabarettist und Schauspieler seine Gruppierung nennt. Nicht nur die Rekrutierung von Kandidaten gestaltete sich - etwa mittels Casting, Online-Test und Verlosung der Plätze auf der Bundesliste - ungewöhnlich. Auch das Ziel tanzt aus der Reihe: Düringer will Nicht- und Ungültigwählern eine Stimme geben. (Ausgeloster) Spitzenkandidat wäre der Pensionist Günther Lassi, der sich allerdings nach heftiger Kritik wegen der Verlinkung eines antisemtitischen Pamphlets als solcher wieder zurückgezogen hat.

Ein noch unbeschriebenes Blatt sind "Die Weißen" - die ohne große öffentliche Werbung die Unterschriften für die österreichweite Kandidatur zusammenbrachten. Sie sind, ist auf der Homepage zu lesen, "keine Partei, sondern ein direktdemokratisches Instrument". Als "Brücke zwischen allen Menschen und dem Nationalrat" wollen sie fungieren - und versprechen im Nationalrat so abzustimmen, wie per Handy-App befragte "interessierte Menschen" das wollen.
Als Spitzenkandidatin fungiert die Vorsitzende des Wiener Kreditopfervereines Isabella Heydarfadai. Auch ist sie Obfrau der Kreditopferhilfe und war auch schon bei den "Mutbürgern" dabei, die sich 2013 (erfolglos) um die Nationalratskandidatur bemühten.

Noch linker als die Kommunisten gibt sich seit jeher die Sozialistische Linkspartei mit ihrem Spitzenkandidaten Florian Klabacher (28), Pflegehelfer in Linz. Am 15. Oktober steht sie erstmals in zwei Bundesländern - Wien und Oberösterreich - auf dem Stimmzettel. 2008 trat die Kleinpartei mit dem Wahlbündnis "Linke" in fünf Bundesländern an. Die Ergebnisse waren jedes Mal überschaubar und bewegten sich im Hundertstel-Prozent-Bereich.

Mehr oder weniger christliche Standpunkte vertritt die Christen-Partei CPÖ. Ganz oben auf der Agenda steht die Verteidigung des Abendlandes gegen den Islam, der "Schutz des ungeborenen Lebens" sowie die strikte Ablehnung homosexueller Partnerschaften. 2013 stand die CPÖ in vier Bundesländern am Stimmzettel und kam damit auf 0,14 Prozent. Heuer hat sie es nur in Vorarlberg geschafft. Spitzenkandidat ist der Gründer Rudolf Gehring, der bei der Bundespräsidentenwahl 2010 5,4 Prozent holte.

Wie eh und je streitbar zeigt sich Robert Marschall mit seiner selbsterklärenden EU-Austrittspartei EUAUS - die sich diesmal zusammen mit anderen EU-Gegnern in der Plattform "Für Österreich, Zuwanderungsstopp, Grenzschutz, Neutralität, EU-Austritt" zusammengeschlossen hat. Die Kandidatur schaffte sie nur in Wien. Bei der Nationalratswahl 2013 bekam die Gruppierung nur in Vorarlberg genug Unterschriften zusammen - und an den Urnen dann 510 Stimmen, also 0,01 Prozent.

"Obdachlose in der Politik - Christlich Liberale - Österreichs christliche Armutspartei (ODP)" nennt sich die Gruppierung von Hans-Georg Peitl, der - erstmals - in Wien antritt. Eine konkrete Schlagrichtung ist schwer zu finden, man wolle weder rechts noch links sein, wird auf der Website betont. Und: "Wir wollen Demokraten sein." Neben der Gleichberechtigung aller Religionen tritt die ODP etwa für Deutsch als gemeinsame Sprache ein.

Wie bereits der Name andeutet, vertritt die 2008 von Oliver Peter Hoffmann gegründete "Männerpartei - für ein faires Miteinander (M)" Interessen der Männer. Im Parteiprogramm dominiert die Forderung nach einem fairen Miteinander von Frauen und Männern. In der Politik ortet Bundesvorsitzender Hannes Hausbichler bereits eine Diskriminierung des männlichen Teils der Bevölkerung, etwa bei Frauenquoten, dem geplanten Pensionssplitting ("Rentenklau an Männern") oder der Bildung. 2013 sprach er damit - bei der Kandidatur nur in Vorarlberg - nur 0,28 Prozent der Wähler an. Auch heuer wird er nur in Vorarlberg am Stimmzettel stehen.

Die Neue Bewegung für die Zukunft (NBZ), ursprünglich eine von Migranten gegründete Arbeiterkammer-Fraktion, tritt nur in Vorarlberg an. Parteichef ist Adnan Dincer, zu den Forderungen der Partei gehören eine Verkürzung der Arbeitszeit auf 30 Stunden und ein Grundeinkommen.