In einem Zeitungs-Interview zeigte sich die deutsche Kanzlerin offen, einer bestimmten Anzahl von Menschen in Deutschland Studium oder Arbeit zu ermöglichen.
Migration aus Afrika war am Montag Thema nicht nur bei einem von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron initiierten Mini-Gipfel in Paris, an dem auch Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel teilgenommen hat. Merkel hat sich offen gezeigt für Einwanderer-Kontingente aus Afrika. "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir mit afrikanischen Ländern Kontingente vereinbaren, wonach eine bestimmte Anzahl von Menschen hier studieren oder arbeiten kann", sagte die deutsche Kanzlerin der "taz" (Dienstag).
Dies würde Anreize für legale Wege schaffen. "Nur zu sagen, Illegalität geht nicht, und gar nichts anzubieten, ist falsch." Merkel unterscheidet dabei zwischen Flüchtlingen und Einwanderern aus wirtschaftlichen Gründen. "Flüchtlingen, die nach Deutschland gekommen sind, müssen wir Schutz vor Krieg und politischer Verfolgung gewähren. Bei Menschen, die zu uns aus wirtschaftlichen Gründen kommen wollen, geht es natürlich darum, dass diejenigen kommen, die wir brauchen, Pflegekräfte beispielsweise." Eine Einwanderung in ein Studium oder eine Arbeitsmöglichkeit sei auch im Interesse der Migranten und eröffne neue Chancen.
EU fordert freiwillige Aufnahme
Die aktuelle Forderung der EU-Kommission geht in eine ähnliche richtung. Die EU-Staaten sollten freiwillig Flüchtlinge aus Afrika aufnehmen. Neben Opfern des Syrien-Konflikts sollten auch schutzbedürftige Menschen in die EU umgesiedelt werden, die sich derzeit in Ägypten, Libyen, Niger, Äthiopien und dem Sudan aufhielten.
Das schrieb der für Migrationspolitik zuständige Kommissar Dimitris Avramopoulos in einem Brief an den deutschen Innenminister Thomas de Maiziere und dessen EU-Amtskollegen. Dies werde dazu beitragen, die illegale Migration über das Mittelmeer einzudämmen und die Situation in den betroffenen Ländern zu stabilisieren.
Die Aufforderung, legale Einreisemöglichkeiten für Flüchtlinge aus Afrika zu schaffen, geht mit anderen Bemühungen einher. Diese sehen vor, die von illegalen Schleuserbanden organisierte Migration über das Mittelmeer von der libyschen Küstenwache stoppen zu lassen.
Dies verhindert aber nicht nur die Einreise von sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen, sondern auch von solchen Menschen, die in Ländern wie Eritrea tatsächlich um ihr Leben fürchten müssen. "Wir haben die rechtliche und die moralische Verpflichtung, denjenigen Schutz anzubieten, die ihn wirklich benötigen", schrieb Avramopoulos in dem bereits am Freitag abgeschickten Brief. Bis zum 15. September sollten die EU-Staaten sagen, wie viele Menschen sie im nächsten Jahr freiwillig aufnehmen wollten.
(APA/dpa)