Bewegung als Anti-Aging-Programm

Körperliche Aktivität gilt als Jungbrunnen im Alter.

Gesundheit. „Wir müssen zu einem Paradigmenwechsel kommen und das Alter mit Aktivität verbinden“, meint Norbert Bachl, Vorstand des Instituts für Sportwissenschaft an der Universität Wien. Seine Forderung kommt nicht von ungefähr, gilt doch ein regelmäßiges Bewegungs- bzw. Fitnessprogramm unter Experten als die Anti-Aging-Methode schlechthin. „Use it, or lose it“ – so nennt sich das Prinzip, das dieser Auffassung zugrunde liegt. Bachl: „Alle Organe benötigen regelmäßiges Training, damit sie ihre Funktionstüchtigkeit bewahren.“ Vor allem Ausdauersportarten eigenen sich laut Bachl dafür hervorragend: schnelles Gehen, Nordic Walking, Schwimmen, Radfahren oder (mäßiges) Rudern. Mit zunehmendem Alter steige auch der gesundheitliche Stellenwert der Muskulatur, etwa für die Erhaltung des Gleichgewichts und zur Prävention von Osteoporose. Für diesen Bereich eigne sich ein gemäßigtes Krafttraining oder auch muskuläre Gymnastik, betont Bachl.

Betreute Angebote

Entsprechende Programme mit allgemeinem Beweglichkeitstraining oder Kraftübungen bieten viele Vereine, darunter etwa der Pensionistenverband Österreichs (PVÖ). „Allein in Wien bieten wir rund 60 Programme aller Art“, berichtet Uschi Mortinger, Seniorensportreferentin des Pensionistenverbands. So werden etwa in der Markmannenstraße im 22. Wiener Gemeindebezirk Kraft- und Bewegungsübungen mit dem sogenannten Gymstick angeboten, einem Glasfiberstab, der älteren Menschen besonders gezielte Bewegungsübungen ermöglicht. Betreut werden solche Angebote von speziell ausgebildeten Trainern. „Nahezu alle verfügen über eine abgeschlossene staatliche Lehrwarteausbildung für Senioren-Fit-Sport“, betont Mortinger. Bewusstseinsbildung mit Praxisaspekt betreibt hingegen das Programm der österreichischen Bundessportorganisation „Fit für Österreich“. In dessen Rahmen wurde etwa im Kabelwerkpark im 12. Wiener Gemeindebezirk eine generationsübergreifende Freiraumsporteinrichtung geschaffen, die speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen abgestimmt ist. Die Geräte und Stationen wurden unter anderem in Zusammenarbeit mit der Universität Wien konzipiert und von der Firma Moser Spielgeräte praxistauglich umgesetzt. Der Wiener Arbeiter Turn Verein (WAT) schließlich stellt einmal wöchentlich einen Übungsleiter zur Verfügung, der die anwesenden Personen anleitet und zum Mitmachen animiert.

Seniorenfreundliche Geräte

Sonja Landsteiner hofft, dass dieses Projekt auch über 2009 hinaus betreut werden kann. „Das hängt von entsprechenden Förderungen ab. Die seniorengerechten Geräte im Park bleiben aber auf jeden Fall erhalten“, erklärt die WAT-Generalsekretärin. Sportmediziner Bachl bezeichnet dies als Segen, zumal es im Bereich seniorenfreundlicher Fitnessgeräte noch großen Nachholbedarf gibt. „Die klassischen Fitnesscenter sind ja eher auf eine junge Klientel konzentriert und ein Umdenken ist erst in Ansätzen bemerkbar“, meint der Experte. Doch es gibt auch Ausnahmen: Im Medical Fitnessstudio der Gesellschaft für Prävention, Rehabilitation und Sporttherapie in der Kendlerstraße in Ottakring verfügt man über spezielle Geräte, die nicht nur in der Reha zum Einsatz kommen, sondern auch im Hinblick auf die Bedürfnisse älterer Menschen konzipiert wurden. ebe


www.pvoe.at
www.
wat.at
www.generation-aktiv-park.at
www.medfitsporttherapie.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2009)

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