»Österreicher sind vermögend«

Ein neuer Player der Wiener Private-Banking-Szene im Gespräch.

Wien. Seit Mitte November gibt es einen neuen Player auf dem heimischen Private-Banking-Markt. Die LLB-Gruppe (Liechtensteinische Landesbank) eröffnete ein Tochterunternehmen in Wien. Private Banking und Wealth Management sollen den Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit des neuen Instituts bilden, rund 500.000 Euro sind ein Richtwert für das Mindestinvestment pro Anleger.

Das Mutterunternehmen besteht seit 1861, Mehrheitsaktionär ist das Land Liechtenstein. Weitere Standorte gibt es in der Schweiz, den Arabischen Emiraten, auf den Cayman Islands und in Hongkong. In Wien arbeiten aktuell 17 Mitarbeiter, noch im ersten Quartal 2010 soll auf etwa 30 aufgestockt werden. Aber was bewegt das Traditionshaus dazu, gerade in Zeiten wie diesen nach Österreich zu expandieren? Dazu Peter Mayer, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Liechtensteinischen Landesbank (Österreich) AG.

Noch sind die Auswirkungen der Finanzkrise nicht überstanden, im Markt herrscht Verunsicherung, viele Banken reduzieren eher ihren Personalstand, als an Expansion zu denken. Ist das ein optimaler Zeitpunkt für einen Schritt über die Grenzen?

Peter Mayer: Wann, wenn nicht jetzt? Aus unserer Sicht könnte der Zeitpunkt nicht besser sein. Erst zu kommen, wenn Wien völlig „overbanked“ ist, wäre weniger günstig. Außerdem wird ein traditioneller Ansatz gerade jetzt geschätzt. Wir haben im Übrigen – unabhängig vom neuen Wiener Standort – in den letzten Jahren unseren Mitarbeiterstand erhöht.

Wie positionieren Sie sich im Markt?

Als traditionelle Bank, bei der konservative Anlagestrategien und Beratung im Vordergrund stehen.

Und warum wurde gerade Österreich als erster Standort innerhalb der EU gewählt?

Österreich ist ein stabiles Land, und Österreicher sind vermögend: Laut einer Studie von Cap Gemini leben hier rund 63.000Personen mit einem Finanzvermögen von über einer Million Euro. Dazu kommen über 3000 Privatstiftungen. Wien ist eine Stadt mit sehr hoher Lebensqualität – und ein geeigneter Standort, um von hier aus nach Osteuropa zu gehen. In den CEE-Raum, aber auch nach Russland.

Planen Sie dort weitere Standorte?

Das werden wir uns zu gegebener Zeit anschauen. Bis auf Weiteres soll der CEE-Raum von Wien aus betreut werden.

Welche Auswirkungen hat aus Ihrer Sicht die vor Kurzem erfolgte Anpassung der österreichischen Rechtslage an die OECD-Standards? Hat Österreich mit der Einschränkung des Bankgeheimnisses einen Standortvorteil verloren?

Wir sind eine österreichische Bank und somit an die österreichischen Gesetze und Richtlinien gebunden. Als Aufgabe eines Standortvorteils sehe ich die Anpassung an die OECD-Standards nicht. Das ist etwas, das vorgegeben war und eins zu eins umgesetzt werden musste. Wir machen uns diesbezüglich auch keine Sorgen, denn unsere Kunden haben nichts zu verbergen. Diskretion und Privatsphäre bleiben weiterhin gewahrt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2009)

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