Weniger Arbeitslose, mehr Jobs

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Noch nie gab es so viele Jobs in Österreich, die Arbeitslosigkeit sinkt. Aber ältere Arbeitnehmer rutschen leichter in die Langzeitarbeitslosigkeit ab.

Wien. Auch im August konnte sich der Arbeitsmarkt erholen. In Österreich herrscht Rekordbeschäftigung. 3.334.000 Menschen haben einen Job, somit wurden innerhalb eines Jahres 77.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Ende August waren 374.792 Menschen beim Arbeitsmarktservice (AMS) arbeitslos gemeldet. Davon waren aber 63.000 in Schulungen untergebracht. Die Arbeitslosigkeit sank somit im Vergleich zum August 2016 um 3,6 Prozent. Allerdings nahm die Zahl der Schulungsteilnehmer um 7,7 Prozent zu.

Die guten Zahlen sind der positiven Stimmung in den Unternehmen zu verdanken. In fast allen Branchen werden neue Mitarbeiter eingestellt. Vor allem in der Bauwirtschaft hat sich die Auftragslage gut entwickelt. Dort sank die Arbeitslosigkeit binnen Jahresfrist um 10,1 Prozent. Auch in der Warenproduktion (–8,6 Prozent) und im Tourismus (–8,5 Prozent) gibt es weniger Arbeitslose. Österreichweit liegt die Arbeitslosenquote nach nationaler Berechnung bei 7,7 Prozent. Im August 2016 waren es noch 8,3 Prozent.

Besonders positiv ist der Trend bei jungen Menschen: Die Jugendarbeitslosigkeit sank um 14,6 Prozent. Es gab um 28 Prozent mehr offene Lehrstellen, österreichweit wurden 5691 Lehrlinge gesucht. Diesem Stellenangebot standen 8377 Jugendliche gegenüber, die eine Lehrstelle suchen. Die Lehrstellenlücke wird also kleiner. 2686 Lehrlinge müssen noch auf eine Stelle warten. Vor einem Jahr waren es mehr als 4000.

Ein Blick in die Statistik zeigt, dass nicht nur die Arbeitslosigkeit unter Inländern (–5,7 Prozent) sinkt, sondern auch unter Ausländern ging sie um 5,1 Prozent zurück. Dort war sie zuletzt noch teilweise kräftig gestiegen.

Lediglich eine Bevölkerungsgruppe profitiert noch nicht vom positiven Wirtschaftsklima: ältere Arbeitnehmer. Knapp jeder vierte Arbeitslose in Österreich ist über 50 Jahre alt. 92.075 ältere Arbeitslose weist das AMS aus, das sind um 1,2 Prozent oder 1126 Personen mehr als noch vor einem Jahr. Und diese Altersgruppe ist auch am stärksten von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. 58.429 Menschen waren mehr als zwölf Monate auf Jobsuche, um 4,5 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum.

Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) spricht von einem „positiven Trend“, der auch auf den von der Regierung initiierten Beschäftigungsbonus zurückzuführen sei. Seit Juli gibt es steuerliche Anreize für Unternehmen, die neue Arbeitsplätze schaffen.

Stöger hält aber fest, dass die Trendumkehr bei älteren Arbeitslosen nicht geschafft sei. Deshalb sei die Aktion20.000 wichtig, durch die ältere Arbeitslose Jobs bei Gemeinden oder gemeinnützigen Stellen bekommen sollen. Derzeit laufen Pilotprojekte. Ab Jänner soll die Aktion in ganz Österreich umgesetzt werden.

Stärkster Rückgang in Tirol

Alle neun Bundesländer meldeten am Freitag sinkende Arbeitslosenzahlen. Mit minus 12,9 sank die Arbeitslosigkeit in Tirol am stärksten, in absoluten Zahlen konnten in Wien die meisten Menschen wieder einen Job finden. In der Hauptstadt gab es um 5213 weniger Menschen ohne Beschäftigung. Die meisten offenen Stellen gab es Ende August übrigens in Oberösterreich mit 17.167 freien Arbeitsplätzen. Zum Teil klagen dort die Unternehmer bereits über einen Arbeitskräftemangel, vor allem Facharbeiter sind begehrt.

In Wien gab es den stärksten Rückgang an Jobsuchenden seit 2011. Dies ist aber auch einer stärkeren Schulungstätigkeit geschuldet. Während die Arbeitslosenzahl um 4,2Prozent auf 119.640 sank, wurden um 13,9 Prozent mehr Personen in Schulungen untergebracht, nämlich 28.414. In Summe waren 1,2 Prozent weniger Menschen arbeitslos oder in Schulung.

Allein in Wien sollen in den kommenden zwei Jahren 7000 Jobs durch die Aktion 20.000 geschaffen werden. Für die bis Jahresende laufende Testphase sind 200 Jobs vorgesehen, ein Drittel davon sei bisher besetzt worden. (hof/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2017)

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