Computerspiel-Turnier: "Zu brutal, wenn Blut exzessiv spritzt"

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Im Interview mit DiePresse.com erklärt Oh Won Suk, Chef des E-Sport-Verbands IeSF, warum Games, in denen auf Menschen geschossen wird, sich nicht dazu eignen, Computerspiele als Sport zu etablieren.

Anlässlich der ersten IeSF Challenge, einem Computerspielturnier, das in den nächsten Jahren zu einer Art digitalem Olympia werden soll, stellte sich der Generalsekretär der International e-Sports Federation (IeSF), Oh Won Suk, im Interview den Fragen von DiePresse.com. Er sprach über seine Vision für das professionelle Computerspielen, auch E-Sport genannt, und die Probleme, die es zu bewältigen gibt. Oh ist seit 17 Jahren im Marketing für Samstung tätig und hat die World Cyber Games (WCG) von 2000 bis 2009 geleitet.

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Seite 1: Ego-Shooter zu brutal für E-Sport
Seite 2: "Dann kommen auch die Sponsoren"

DiePresse.com: Sie haben seit deren Beginn die WCG mitorganisiert, sind aber im Mai zur IeSF gewechselt. Was hat diesen Schwenk vom größten Computerspiel-Turnier hin zu einer eher unbekannten Organisation verursacht?

Oh Won Suk: Die WCG sind dadurch, dass sie von einem Unternehmen gesponsort werden (Samsung, Anm.) immer mehr zu einem Marketing-Event geworden. Es ging zu sehr ums Geschäft. Wir brauchen mehr "Spirit" als Geld, um den E-Sport global weiterzubringen. Es ist mir egal, ob ich in der IeSF oder in den WCG bin, wichtiger ist mir, dass ich meine Vision durchsetzen kann - eine Organisation zu schaffen, die mit der FIFA oder dem IOC vergleichbar ist.

Die IeSF soll laut Ihrem Plan bis 2013 auf 50 Länder anwachsen. In vielen Ländern ist es aber nicht so einfach, Computerspiele als Sport anerkennen zu lassen.

In Ländern, wo es bereits anerkannte E-Sport-Organisationen gibt, ist es einfacher, uns vorzustellen und sie unter unser Dach zu bringen. Wo es aber keine Beziehung zu den Regierungen gibt, kontaktieren wir Firmen, Medien oder andere Organisationen sein, die einen E-Sport-Verband in ihrem Land aufbauen wollen. Wenn wir sie als Mitglieder aufnehmen, versuche ich mit Hilfe der koreanischen Regierung Kontakt mit den jeweiligen Regierungen aufzubauen.

Was sind Ihre Argumente, dass Länder beziehungswiese deren Regierungen in E-Sport investieren sollen?

Junge Menschen lieben Spiele. Für sie werden sie zu einer Art internationalen Sprache. Aber die ältere Generation sieht Probleme wie Suchtverhalten, sowie Gewalt und Sexualität in Spielen. Wenn wir aber die Anerkennung als Sportart schaffen, wird die Sache vielleicht anders aussehen. Es ist auch sehr wichtig, welche Spiele wir auswählen. Games sind ein Megatrend. Es ist unmöglich, Kinder davon zu abzuschotten. Man muss das akzeptieren, aber in die richtige Richtung lenken. Wir als IeSF wollen E-Sport standardisieren, sowohl was Regeln und Schiedrichter aber auch Spiele anbelangt.

Heißt das, Sie wollen spezielle Spiele für den E-Sport entwickeln lassen? Was wären die Kriterien für ein derartiges Spiel?

Wir haben heuer "Warcraft 3" und "FIFA Online 2" ausgewählt. "Warcraft 3" ist ein Strategiespiel wie Schach oder Go, "FIFA" ist ein Sportspiel. Sie unterscheiden sich daher sehr stark von den umstrittenen Ego-Shootern. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie wir die richtigen Titel für die IeSF auswählen. Einerseits aus existierenden Spielen die richtigen herauspicken. Andererseits sollten wir uns mit Spieleentwicklern von Anfang an zusammensetzen und unsere Ideen und Wünsche einbringen.

Ist es klug, Ego-Shooter auszuschließen? Sie sind enorm beliebt, Counter-Strike etwa ist weltweit erfolgreich.

Ich stimme Ihnen zu. Als ich bei den WCG gearbeitet habe, habe ich von den Counter-Strike-Entwicklern gefordert, die Gewaltdarstellungen einzuschränken. Es ist einfach zu brutal, wenn Blut so exzessiv spritzt. Wenn ein Ego-Shooter ein offizieller Titel für die IeSF werden soll, müssen Entwickler unsere Vision teilen und die Gewaltdarstellung einschränken und ihre Spiele anpassen, dass sie mehr auf Sport ausgelegt sind. Einfach nur schießen und töten reicht nicht. Jetzt ist es noch zu früh.

Reden sie bereits mit Entwicklern?

Vorerst nur in Korea.

Während der Pressekonferenz haben sie gesagt, Regierungen wären bessere Sponsoren als Unternehmen, weil sie keine "Geld-Jäger" seien. Aber auch Regierungen wollen sicher etwas davon haben. Was bieten Sie den einzelnen Ländern, abseits von der Verbreitung des E-Sport?

E-Sport ist untrennbar mit Computerspielen verbunden. Da hängt inzwischen eine ganze Industrie dran, sei es Animation, Musik oder Film und Fernsehen. Alles was mit digitalen Inhalten zu tun hat, ist da dabei. Games heutzutage sind ein umfassendes Produkt. Regierungen unterstützen die IeSF als Non Profit Organisation. Sie wollen keine Einnahmen für ihre Unterstützung - das ist ein Fakt. Wenn Sie aber sagen, dermaßen reine Transaktionen gibt es nicht, antworte ich ja: Langfristig entwickelt E-Sport eine Spiele-Industrie und diverse Nebenprodukte. Davon profitieren die einzelnen Länder natürlich.

Planen Sie, die IeSF-Turniere nur in Korea abzuhalten oder auch in anderen Ländern?

Ich denke in fünf Jahren, wenn wir mehr als 50 Mitgliedsstaaten haben, ist es Zeit, in andere Länder zu wechseln. Um eine wirklich internationale Organisation zu sein, darf man nicht nur in Korea sein.

Bevor die 50 nicht erreicht sind, werden Sie Korea nicht verlassen?

Das ist nur ein grober Plan. Wenn es weniger als 50 sind, aber die führenden Länder im Bereich Games in Westeuropa und Asien dabei sind, können wir hinausgehen. Es ist keine Frage der Anzahl, sondern der Qualität der Mitgliedsstaaten.

(c) DiePresse.com (Daniel Breuss)

Sie haben die IOC angesprochen und auch die langfristige Idee, den E-Sport olympisch zu machen. Haben Sie bereits mit den relevanten Personen Kontakt aufgenommen?

Ich würde gerne, aber vom strategischen Gesichtspunkt her ist es noch keine gute Idee. Wir sind noch nicht bereit dafür. Weder was die Anzahl der Mitglieder noch die Finanzierung angeht. Wir sind erst wie ein Neugeborenes. Das IOC will aber nicht mit einem Baby reden, sondern mit einem Erwachsenen.

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