Schwellenländer

Brics-Gipfel: Atomkrise nur Fußnote

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Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika streben globale Führungsrolle an. Bei ihrem Treffen in Xiamen spielt Nordkorea lediglich eine Nebenrolle.

Peking. An einer Stelle ringt sich ein offizieller Teilnehmer des Brics-Gipfels dann doch noch dazu durch, sich zu Nordkorea zu äußern. Am frühen Montagnachmittag tritt Russlands Vize-Außenminister Sergej Rjabkow vor die Presse. Er rief alle Beteiligten im Konflikt zu Zurückhaltung und Besonnenheit auf. Jeder ungeschickte Schritt könne zur Explosion führen, warnt er. Und mit einem Fingerzeig auf die USA: „Der Stärkere und Klügere gibt nach.“ Das war es dann auch – keine Sondersitzung zu Nordkorea. Auch sonst kein weiteres Wort zum Nukleartest vom Sonntag, dem sechsten und wuchtigsten, den das Regime in Pjöngjang bislang begangen hat.

China rühmt sich gemeinsam mit den anderen vier großen Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien und Südafrika (Brics) als neuer globaler Player. Genau das wollten sie auf ihrem insgesamt dreitägigen Gipfel in der südchinesischen Küstenstadt Xiamen demonstrieren, der am Montag offiziell begonnen hat. Doch Nordkoreas Nukleartest zeigt, wie wenig die Regierungschefs der fünf Staaten bereit sind, auf die aktuellen Ereignisse einzugehen, geschweige denn eine Strategie zu entwickeln.

An Agenda geklammert

Dabei wäre diese Runde genau richtig dafür, zu einer Lösung des Konflikts beizutragen: Russland und China teilen Grenzen mit Nordkorea und sind seine wichtigsten Handelspartner. Zudem sind sie die etablierten Atommächte im Fernen Osten. Sie könnten viel stärker zwischen Nordkorea und den USA vermitteln. Doch weder Wladimir Putin noch Xi Jinping nutzten die Gelegenheit für klare Worte. Stattdessen hielten die chinesischen Gastgeber stoisch an der Tagesordnung fest, die sie bereits vor Wochen festgelegt hatten: Wirtschaftliche Zusammenarbeit, Freihandel und Kulturaustausch.

Lediglich ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums hat das Vorgehen des einstigen Bruderstaats verurteilt. Ähnlich verhielt sich Putin. Am Vorabend nach einer ersten Zusammenkunft mit Xi hatte er sich über seinen Kreml-Sprecher immerhin kurz dazu geäußert und aufgerufen, sich in dem Konflikt „nicht von Emotionen leiten zu lassen“, sondern „ruhig und ausgeglichen zu reagieren“.

Nach einer Reihe von nordkoreanischen Raketentests hatte China nach mühseligen Verhandlungen im UN-Sicherheitsrat den schärferen Sanktionen gegen das Regime in Pjöngjang zugestimmt. Dass Peking diese Sanktionen mitträgt, ist ganz erheblich. Denn 90 Prozent des nordkoreanischen Außenhandels liefen zuletzt über das Reich der Mitte. Offiziellen Angaben zufolge hat China den Handel gestoppt. Augenzeugen im Grenzgebiet berichten jedoch, dass Lieferwagen weiter die Grenze nach Nordkorea passieren.

In der Abschlusserklärung des Brics-Gipfels soll der Atomtest dann doch verurteilt und dazu aufgerufen werden, die Gespräche mit Pjöngjang wieder aufzunehmen: Mit drei dürren Sätzen im 44. Absatz, so ziemlich am Ende. (lee)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2017)

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