Seouls Geheimdienst rechnet mit Test einer Interkontinentalrakete. Trump droht mit Atomwaffen.
Tokio/Seoul. Einen Tag nach dem von Pjöngjang verkündeten Test einer Wasserstoffbombe bereitet Nordkorea offenbar den Start einer weiteren Interkontinentalrakete vor. Darüber informierte der südkoreanische Geheimdienst den Verteidigungsausschuss des Seouler Parlaments. Der Test soll demnach rund um den nordkoreanischen Nationalfeiertag, den 9. September, erfolgen.
Unmittelbar nach dem nordkoreanischen Wasserstoffbombentest reagierte Südkorea mit einem simulierten Angriff auf die Atomanlagen des Kim-Regimes. Die Militärführung gab bekannt, bei dieser Gefechtsübung an der Ostküste seien Boden-Boden-Raketen und Boden-Luftraketen abgefeuert worden, die in exakt derselben Entfernung wie die realen Ziele eingeschlagen seien. Zudem setzte die Luftwaffe F-15-Kampfjets zur Bekämpfung simulierter Ziele ein.
Südkoreas eigentlich auf Versöhnung mit dem Norden programmierter linksliberaler Staatschef Moon Jae-in gerät immer mehr unter Druck, die militärpolitische Wende einzuleiten. Direkt an seine Adresse giftete US-Präsident Donald Trump per Twitter: „Südkorea findet jetzt heraus, dass ihr Appeasement-Gerede mit Nordkorea nicht funktionieren wird. Die verstehen nur eine Sache!“ Moon, dessen Dialogofferten Nordkoreas Diktator Kim Jong-un bisher brüsk abgelehnt hatte, hat lange gezaudert, bevor er der verstärkten Stationierung von US-Abfangraketen in Südkorea zustimmte. Am Montag fiel nun die Entscheidung, weitere vier dieser THAAD-Batterien aufzustellen.
Trump ist möglicherweise sogar bereit, im Nordkorea-Konflikt zur eigenen und zur Verteidigung seiner Bündnispartner Atomwaffen einzusetzen. Nach Tokioter Angaben soll der Präsident dies in einem Telefonat mit Japans Premierminister, Shinzō Abe, angekündigt haben. Um „maximalen“ Druck auf Pjöngjang auszuüben, werde Amerika die volle Bandbreite seiner Möglichkeiten bis hin zu nuklearen Optionen einsetzen. (a.k.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2017)