Brisante Details zu Balkan-Geschäften der Kärntner Hypo

Während im Finanzministerium in Wien über das Überleben der Kärntner Hypo verhandelt wird, tauchen Details zu den Balkangeschäften auf. So soll der ehemalige Regierungschef Kroatiens, Ivo Sanader, dicke Provisionen kassiert haben.

Mitten im Ringen um die Rettung der finanzmaroden Kärntner Hypo tauchen neue Details zu den Geschäften der Bank am Balkan auf. Neben undurchsichtigen Geschäften mit einem ehemaligen General geht es auch um einen Kredit, für dessen Vermittlung der ehemalige kroatische Regierungschef Ivo Sanader eine satte Provision kassiert haben soll. Auch zweifelhafte Investitionen in Slowenien - etwa in das Kempinski Palace Hotel in Portoroz - stehen zur Debatte.

Es war ein kometenhafter Aufstieg von der Provinzbank zu einem der Marktführer in Südosteuropa: mittlerweile aber droht die österreichische Hypo Group Alpe Adria (HGAA) mit ihren Verbindlichkeiten und faulen Krediten selbst für die Mutter BayernLB zu einem Finanzgrab zu werden.

Kroatien

Nach Darstellung von Wolfgang Kulterer, bis 2006 langjähriger HGAA-Vorstand und inzwischen in Österreich wegen Bilanzfälschung verurteilt, hatte der vor kurzem zurückgetretene kroatische Regierungschef Ivo Sanader der Bank in Kroatien die Türen geöffnet. Vor diesem Hintergrund stehen die unbewiesenen Medienberichte, Sanader habe von der Bank bei der Vermittlung eines Vier-Millionen-Mark-Kredits 800.000 Mark Provision erhalten. Die sozialdemokratische Opposition hatte noch im vergangenen Jahr immer wieder vergeblich Auskunft über eine angebliche Sammlung wertvollster Uhren im Sanader-Besitz verlangt.

Wie es der Bank jedoch möglich war, die mehr als windigen Immobiliengeschäfte des ehemaligen Generals Vladimir Zagorec mit Krediten von 260 Millionen Euro in Pula, Rovinj, Dubrovnik und auf der Insel Hvar zu ermöglichen, bleibt ein Geheimnis. Diese Summe hat jedenfalls die kroatische Staatsanwaltschaft errechnet. Zagorec, der im Bürgerkrieg (1991-1995) keinen Tag an der Front verbrachte und doch höher als jeder andere Soldat dekoriert wurde, sitzt inzwischen in Kroatien im Gefängnis. Im Osten des Landes soll der inzwischen als Kriegsverbrecher verurteilte Branimir Glavas der Dreh- und Angelpunkt für die HGAA gewesen sein. Glavas hat sich ins benachbarte Bosnien abgesetzt.

Slowenien

In Slowenien beherrscht die Bank ein Drittel des Leasinggeschäfts. Die Folge: Weil die größten Finanzholdings des Landes wie Istrabenz und NFD Existenzprobleme haben, könnte auch ihr Großgeldgeber HGAA in die Röhre gucken. Die Bank ist zudem in großem Stil bei dem angeschlagenen Braukonzern Pivovarna Lasko engagiert, seinerseits mit Schlüsselbeteiligungen in anderen Branchen. Die Verbindlichkeiten des Brauhauses sind durch Verpfändung des einflussreichen Delo-Verlages besichert. Im Kempinski Palace Hotel im Adriastädtchen Portoroz fürchtet die Bank um 40 Millionen Euro Kredite. An der gegenüberliegenden Küste im kroatischen Savudrija steht hinter der Auslastung des ebenfalls von Kempinski betriebenen neuen Luxushotels, von der österreichischen Bank mit 70 Millionen Euro ebenfalls gestützt, mehr als ein Fragezeichen.

Vor drei Jahren mussten sieben Journalisten der istrischen Zeitung Glas Istre ihre Schreibtische räumen, weil sie nach eigenen Aussagen zu kritisch über die Österreich-Bank berichtet hatten. Zum Beispiel, dass im Nationalpark auf der Inselgruppe Brijuni nach dem Landkauf durch die HGAA Bauland ausgewiesen wurde.

In Dubrovnik gab es einen ganz ähnlichen Fall. Oder dass Mitarbeiter des kroatischen Privatisierungsfonds HFP, allen voran sein stellvertretender Präsident Kresimir Starcevic, nach millionenschweren Gefälligkeiten für die Bank auf deren Gehaltsliste gewechselt sein sollen. Warum schon vor Jahren die Tochter Hypo Consultants, nach Spekulationen 1,5 Milliarden Euro schwer, für nur 160 Millionen Euro an einen nicht bekannten neuen Eigentümer verkauft wurde, ist bis heute ein Geheimnis.

Dem Zagreber Magazin "Nacional" soll ein im Auftrag der BayernLB angefertigtes geheimes Papier über das Geschäftsgebaren ihrer Österreich-Tochter vorliegen. Darin werde im Detail beschrieben, wie die HGAA über Scheinfirmen Gelder über Liechtenstein verschoben habe, um sie später wieder in Kroatien zu investieren. Überall sei die Geschäftsstrategie gleich gewesen. Den Politikern, wie zum Beispiel dem Zagreber Bürgermeister Milan Bandic seien Kredite zu Traumkonditionen oder sogar Provisionen eingeräumt worden, diese hätten dann umstrittene Geschäfte der Bank ermöglicht. Das Geldhaus seinerseits soll als Gegenleistung zum Beispiel die Wahlkampagnen der Regierungspartei HDZ finanziert haben.

(APA)

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