Zwischen Fakten und Verschwörung: Das rätselhafte Leben des Barry Seal

Tom Cruise als Barry Seal.
Tom Cruise als Barry Seal.(c) Imago
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Der echte Drogenschmuggler Barry Seal hatte Doppelkinn und schütteres Haar. Die Geschichte hinter dem Hollywood-CIA-Film mit Tom Cruise in der Hauptrolle ist politisch äußerst brisant.

In "Barry Seal - Only in America" spielt der vitale Strahlemann Tom Cruise den titelgebenden Drogen- und Waffenschmuggler. Der echte Barry Seal - der übrigens als gerade einmal 20-Jähriger der jüngste Pilot einer Boeing 707 weltweit war - war um einiges unscheinbarer: Doppelkinn und schütteres Haar sind nicht gerade Hollywood-kompatibel. Die wahre Geschichte hinter dem unterhaltsamen und actionlastigen CIA-Klamauk ist aber eigentlich viel spannender, weil sie politisch brisant ist.

Sie wirft einen Schatten auf nicht weniger als drei US-Präsidentschaften, wie die "Washington Post" 1995 in einem Artikel (>>> "The Crimes of Mena") schrieb, der eigentlich nie erscheinen sollte. Die Journalisten Sally Denton und Roger Morris konnten ihren Artikel erst später im "Penthouse Magazine" veröffentlichen, nachdem der leitende Post-Redakteur den Artikel ohne Angabe von Gründen zurückgewiesen hatte. Seither ranken sich Verschwörungstheorien rund um die CIA, Politik und versagende Medien.

Barry Seal, "der Dicke"

Es gilt als bestätigt, dass der 115 Kilogramm schwere Barry Seal, auch "El Gordo" (Anm., der Dicke) genannt, von 1981 bis zu seinem gewaltsamen Tod 1986, einen der lukrativsten Drogenringe aufzog, den die USA je gesehen haben. Der damalige Generalstaatsanwalt von Louisiana schätzte den Wert der Schmuggelware auf drei bis fünf Milliarden Dollar. Inwieweit Teile der US-Regierungen sowie des Geheimdienstes CIA unter den Präsidenten Ronald Reagan und Georg Bush sen. davon wussten und komplizenhaft beitrugen ist allerdings ebenso umstritten wie die Frage, inwieweit der spätere US-Präsident Bill Clinton als Gouverneur von Arkansas das Treiben auf dem kleinen Landflughafen Mena duldete.

Tom Cruise als Barry Seal.
Tom Cruise als Barry Seal.(c) Universal Pictures

Clinton war einem "Spiegel"-Bericht aus dem Jahr 1996 zufolge jedenfalls dabei behilflich, die Nationalgarde seines Bundesstaates in Honduras trainieren zu lassen, um dann die benutzten Waffen vor Ort zurückzulassen. So konnten die Contras am US-Kongress - der das verboten hatte - vorbei unterstützt werden. Larry Douglass Brown, Leibwächter von Gouverneur Clinton, nahm laut dem Nachrichtenmagazin sogar zweimal an Seals Waffenlieferungen gegen die Sandinistas in Nicaragua teil. Zweimal wurde er demnach auch Zeuge wie Drogen über Mena in die USA geschmuggelt wurden.

Fakten und Verschwörungstheorien

Seal diente sich auch als Agent der US-Drogenbekämpfungsbehörde DEA an, was ihm letztlich das Leben gekostet haben könnte. 1986 wurde er in Louisiana von einem kolumbianischen Killerkommando hingerichtet. Aber in wessen Auftrag? Wieder einmal sind Fakten von wüsten Verschwörungstheorien schwer zu trennen. Denn Seal soll damit gedroht haben auszupacken, wenn ihm Forderungen in Höhe von 30 Millionen US-Dollar der Steuerbehörde IRS nicht vom Hals geschafft würden. Seals kolumbianische Mörder sagten vor Gericht aus, erst nach ihrer Ankunft in den USA telefonische Anweisungen erhalten zu haben.

>>> Zum "Spiegel"-Bericht aus dem Jahr 1996

Literaturtipps:

Daniel Hopsicker: "Barry und die Boys. Barry Seal, eine Schlüsselfigur der amerikanischen Geheimgeschichte", Verlag Zweitausendeins (2005).

Roger Morris: "Die Clintons. Eine amerikanische Karriere", Verlag Hoffmann und Campe (1996).

(phu)

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