Auktion

Wenn das Parlament käuflich wird

Abgeordneten-Stühle können bis 19. September im Dorotheum online ersteigert werden.
Abgeordneten-Stühle können bis 19. September im Dorotheum online ersteigert werden. (c) APA/HANS KLAUS TECHT
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Teile des Parlamentsmobiliars können seit Dienstag online ersteigert werden. Auch die Regierungsbank.

Wien. Die österreichische Regierungsbank ist käuflich. Nein, nicht so. Es geht vielmehr um eine Online-Auktion im Dorotheum (www.dorotheum.com), die seit Dienstag läuft. Im Rahmen dieser Versteigerung kann altes Mobiliar erworben werden, das nach der Sanierung des Hohen Hauses, nicht mehr verwendet wird.

Auf diese Art können zum Beispiel Abgeordnetensessel oder auch die gesamte, etwa zwölf Meter lange Regierungsbank den Besitzer wechseln. Pulte aus dem Bundesrats-Sitzungssaal sind ab einem Startpreis von 30 Euro zu haben. Der Rufpreis für einen Abgeordnetenstuhl liegt bei 50 Euro. Ein Pult aus dem Nationalratsitzungssaal ist mit einem Startpreis von 70 Euro ausgeschrieben. Ab 200 Euro kann man versuchen, die bereits erwähnte Regierungsbank zu erstehen.

Insgesamt werden um die 350 Möbelstücke verkauft. Die Auktion „Ein Stück Demokratiegeschichte, Mobiliar des Parlaments“ steht allen offen, man muss sich aber vorher online auf der Website des Dorotheums registrieren. Gesteigert wird in der Regel in Gebotsschritten von zehn Prozent des Rufpreises bzw. des letzten Anbots. Die Auktion läuft noch bis 19. September um 14 Uhr. Der Reinerlös fließt ins Bundesbudget.
Der Großteil des Mobiliars wird restauriert und kommt im sanierten Parlamentsgebäude erneut zum Einsatz. Einige Exemplare werden auch eingelagert oder gehen als Leihgaben an Museen.

Denkmalamt erteilte Freigabe

Das für die Auktion ausgewählte Inventar wurde vom Bundesdenkmalamt freigegeben. Der positive Bescheid enthält die Enthebung der betreffenden Möbelstücke vom Denkmalschutz, sodass ihrer Versteigerung nichts im Weg steht.

Die für die Sanierung des Parlamentsgebäudes nötige Übersiedlung wurde Mitte August abgeschlossen. Als letztes Inventarstück wurde damals die Glocke für den Sitzungsbeginn auf das Rednerpult des neuen Plenarsaals in der Hofburg gebracht. Insgesamt wurden 719 Arbeitsplätze, 5800 Umzugskartons, 7000 Inventarstücke wie Schreibtische, Schränke, Stühle, Lampen, Tresore, technische Anlagen und vieles mehr übersiedelt.

Dazu kamen unter anderem 1500 EDV-Geräte. Auch 4100 Laufmeter Bibliotheksbestand mussten neu untergebracht werden. Nunmehr finden alle Sitzungen des Nationalrats und des Bundesrats in der Hofburg statt. Zudem dienen drei provisorische Pavillons (Heldenplatz, Bibliothekshof) als Ausweichquartier.

Zuletzt hatte die für den Umbau nötige Räumung des Parlaments Kunstobjekte zutage gefördert: Die originalen Samtbehänge für die Loge und den Salon von Kaiser Franz Joseph I. aus dem Jahr 1883. Franz Joseph benützte die Loge im Historischen Sitzungssaal allerdings nie. Er betrat das Hohe Haus nur zweimal, bei der Gleichenfeier und nach Fertigstellung des Baus. Gefunden wurden die beiden mit dem kaiserlichen Wappen bestickten Samtbehänge im Keller. Drei Jahre sollen die Sanierungsarbeiten dauern. Deren Kosten werden mit 434,4 Millionen Euro angegeben. (m. s./APA.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2017)

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