Giftgas-Angriff in Khan Sheikhoun: UNO beschuldigt Assad-Regime

Eines der Fotos direkt nach dem Giftgas-Vorfall Anfang April in Khan Sheikhoun.
Eines der Fotos direkt nach dem Giftgas-Vorfall Anfang April in Khan Sheikhoun.REUTERS
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Die UN-Untersuchungskommission hat ihren Bericht veröffentlicht. Für die Version der syrischen Regierung, ein Giftgas-Lager der Rebellen sei getroffen worden, gebe es keinen Beleg.

Erstmals haben UN-Ermittler die syrische Regierung für den Giftgasangriff am 4. April in Khan Sheikhoun verantwortlich gemacht. Die syrischen Streitkräfte hätten bei ihren Luftangriffen am 4. April das Giftgas Sarin eingesetzt und mehr als 80 Menschen getötet, hieß es in einem Mittwoch in Genf veröffentlichten Bericht der UN-Untersuchungskommission zur Lage der Menschenrechte in Syrien.

Die syrischen Streitkräfte hätten bei ihren Luftangriffen auf die Ortschaft am 4. April das Giftgas Sarin eingesetzt und mehr als 80 Menschen getötet, hieß es in einem am Mittwoch in Genf veröffentlichten Bericht.

Die Ermittler fanden zudem Hinweise auf mehr als 20 weitere Giftgasattacken. Die UN-Untersuchungskommission zur Lage der Menschenrechte in Syrien hatte selbst keinen Zugang zu dem Land. Fotos von Bombensplittern, Satellitenaufnahmen und Berichte von Augenzeugen ließen aber auf die Verantwortung der Regierung von Präsident Bashar al-Assad schließen, hieß es in dem Bericht.

Sarin-Sprengsatz von Suchoi-Jet abgesetzt

Fotos von dem Luftangriff auf Khan Sheikhoun zeigten Überreste einer chemischen Bombe, wie sie zu Sowjetzeiten üblich war, erklärte die Kommission weiter. Der Sprengsatz wurde nach Angaben der UN-Ermittler von einem Suchoi-Kampfflugzeug des Typs Su-22 abgeworfen, das von der syrischen Luftwaffe eingesetzt wird.

Die Kommission wies Angaben Syriens und der verbündeten Regierung in Russland zurück, das Giftgas sei beim Angriff auf ein Waffenlager der syrischen Opposition ausgetreten. Dafür gebe es keinen Beleg, hieß es in dem Bericht.

Dafür fanden die UN-Beauftragten Hinweise auf mindestens 23 weitere Chemiewaffenangriffe in Syrien seit März 2013. In mindestens drei Fällen hätten Regierungstruppen giftiges Chlorgas eingesetzt. Dies gelte für Angriffe auf von Rebellen kontrollierte Gebiete in Idlib, Hama und Ost-Ghuta.

Westen machte syrische Regierung verantwortlich

Westliche Regierungen hatten bereits in den Wochen nach dem Giftgasangriff von Khan Sheikhoun die syrische Regierung verantwortlich gemacht. Auch die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) bestätigte den Einsatz von Giftgas Ende Juni, nannte aber keinen Urheber.

Bei dem Angriff wurden bis zu 87 Menschen getötet, unter ihnen zahlreiche Frauen und Kinder. Als Reaktion darauf beschoss die US-Armee mit Marschflugkörpern den syrischen Luftwaffenstützpunkt Al-Shairat, von dem der Angriff ausgegangen sein soll.

Die syrische Regierung hat die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen. Syriens Machthaber al-Assad sagte in einem AFP-Interview, der Angriff in Khan Sheikhoun sei zu "hundert Prozent konstruiert" worden. Seine Regierung gibt an, sie verfüge seit einem Abkommen von 2013 nicht mehr über Chemiewaffen.

(APA/AFP/dpa)

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