Der russische Staatschef warnte vor scharfen Strafmaßnahmen gegen Nordkorea. Seoul fürchtet weitere Eskalation.
Moskau/New York. Nach dem jüngsten nordkoreanischen Atomtest herrscht in der Staatengemeinschaft weiter Uneinigkeit über die geeignete Reaktion. Russland Präsident Wladimir Putin erteilte den lauter werdenden Forderungen der USA, Nordkorea den Ölhahn zuzudrehen, am Rande eines Wirtschaftsgipfels in Wladiwostok am Mittwoch eine Absage. Dies würde nur die Bevölkerung treffen, argumentierte der Staatschef im äußersten Osten Sibiriens.
Laut Putin liefert Russland nur rund 40.000 Tonnen Rohöl pro Jahr an Nordkorea. Das ist wenig im Vergleich zu den chinesischen Zufuhren: Diese belaufen sich nach Angaben aus Industriekreisen auf rund 520.000 Tonnen. Pjöngjang hatte in letzter Zeit allerdings versucht, die Ölimporte aus Russland zu erhöhen.
Wie Moskau weigert sich Peking bisher, die Lieferungen einzustellen. Ein solcher Schritt würde den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un stärker unter Druck setzen als jede andere Strafmaßnahme, da das Land völlig von den Lieferungen abhängig ist.
„Unabsehbare Folgen“
Südkoreas Präsident Moon Jae-in fordert Putin bei dem Treffen in Wladiwostok indessen zur Kooperation auf, um die Ölzufuhr Nordkoreas zu unterbinden. Gleichzeitig warnte Moon vor einer unkontrollierbaren Eskalation in Ostasien: Es sei nicht mehr absehbar, was passiere, wenn die Regierung in Pjöngjang ihre Provokationen nicht beende, so Südkoreas neuer Präsident. Nordkorea selbst drohte für den Fall neuer Sanktionen mit einer „Gegenoffensive“. (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2017)