Die Triumphfahrt eines Tirolers

Austrian Stefan Denifl of Aqua Blue crosses the finish line to win stage 17 of the 72nd edition of t
Austrian Stefan Denifl of Aqua Blue crosses the finish line to win stage 17 of the 72nd edition of timago/Belga
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Radsport. Stefan Denifl, 29, gewann als erster Österreicher nach Max Bulla 1935 eine Etappe der Vuelta und widmete den Sieg der Familie. Der Anstieg mit teils 28 Prozent „kam mir entgegen“.

Österreicher, die Etappen großer Radrundfahrten gewinnen, sind eine Seltenheit. Max Bulla feierte 1931 bei der Tour de France seine Sternstunde, gewann derer drei und bei der Vuelta 1935 zwei. Peter Luttenberger beendete Österreichs Speichenverzweiflung 2000 mit einer Tour-Etappe (Team-Zeitfahren), Georg Totschnig ließ die Nation 2005 aufheulen, als er die Bergankunft in Ax-3-Domaines gewann bei der Grande Boucle. Thomas Rohregger hinterließ 2011 seine Radspur bei der Vuelta, es war ein Triumph im Teamzeitfahren. Heuer sorgte Lukas Pöstlberger für die Sensation, als er den Giro-Auftakt gewann – nun steht Stefan Denifl auf dem Podest ganz oben. Der Tiroler gewann die 17. Etappe der Vuelta.

Der Tiroler ist nach Bulla der erst zweite Österreicher, der bei der Vuelta triumphieren konnte. Der 29-jährige Fahrer des Aqua Blue Sport-Teams distanzierte auf der 7,2 Kilometer langen Schlusssteigung zum Alto de Los Machucos – die Rampe wächst bis auf 28 Prozent Steigung aus – den ehemaligen und wegen Dopings gefallenen Tour-Sieger Alberto Contador um 28 Sekunden.

„Ich hatte super Beine“

Denifl widmete den „größten Sieg meiner Karriere“ der Familie, kurz nach der Österreich-Rundfahrt war er Vater eines Sohnes geworden. „Ich kann es nicht glauben. Ich hatte super Beine, das habe ich schnell gemerkt. Ich habe die ganze Vuelta darauf gewartet. Es ist unglaublich, auch für das Team, das bei der ersten großen Tour einen Sieg feiert. Der Anstieg kam mir perfekt entgegen“, erklärte der Stubaier.

Denifl, der in der Gesamtwertung trotz des Etappensieges definitiv keine Rolle spielt, befand sich lange Zeit in einer sechsköpfigen Ausreißergruppe, die sich bis zu neun Minuten Vorsprung erarbeitete. Im Finish sicherte er sich die vorletzte Bergwertung des Tages, es war ein Anstieg der ersten Kategorie 17 Kilometer vor Schluss, ehe er den entscheidenden Angriff gegen Fluchtgefährten Daniel Moreno (Movistar) lancierte. Contador, der in seinem letzten Rennen aus der Gruppe um den Gesamtführenden Christopher Froome (GB, Sky) erfolgreich attackiert hatte, kam Denifl nur noch bis auf 28 Sekunden nahe, hatte aber das Nachsehen.

Nach seinem ebenfalls überraschenden Sieg bei der Österreich- Rundfahrt im Juli war es der nächste große Erfolg für Denifl („Der Kombinierer Willi ist der Sohn vom Cousin meiner Oma“), der zugleich den ersten Sieg bei einer der drei großen Rundfahrten für sein irisches Team (2. Division) einfuhr.

Und wo fuhr Froome?

Weniger erfreulich verlief hingegen der Tag für den absoluten Topfavoriten dieser Spanien-Rundfahrt. Christopher Froome, der am Vortag das Zeitfahren in souveräner Manier gewonnen hatte, büßte von der Aura des Unbesiegbaren ein. Der 32-jährige Brite, Tour-Sieger und Star des Sky-Teams, konnte das Tempo der Konkurrenz am Schlussanstieg nicht mehr mitgehen. Er kam als 14., mit deutlichen 1:46-Minuten Rückstand auf Denifl, der seit 2006 als Radprofi unterwegs ist, ins Ziel.

Die Chancen für Froomes Konkurrenz werden vor der Ankunft in Madrid am Sonntag immer geringer. Am Samstag gibt es hinauf zum Alto de l'Angliru die wohl letzte realistische Chancen auf nennenswerte Veränderungen im Gesamtklassement. Der 1557 Meter hohe Angliru zählt zu einem der schwierigsten Anstiege Europas. Die 12,2 Kilometer lange Steigung ist gespickt mit bis zu 23,5 Prozent steilen Passagen.

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