Kampusch: Gefangenschafts-Doku und Österreich-Kritik

(c) EPA (MARCUS BRANDT)
  • Drucken

Die Dokumentation "3.096 Tage Gefangenschaft" zeigt Bilder aus dem "Verlies". Bei der Präsentation spricht Kampusch über aggressive Medien und kündigt an, die Mutter ihres Entführers treffen zu wollen.

Bei der Präsentation der Dokumentation "Natascha Kampusch - 3.096 Tage Gefangenschaft" in Hamburg erhob das Entführungsopfer schwere Vorwürfe gegen ihrer Heimat: In Österreich schlage ihr viel Missgunst und Aggressivität entgegen, die Medien seien penetrant, meinte die 21-Jährige bei der Vorstellung der Doku über ihre achtjährige Gefangenschaft. "Natascha Kampusch - 3.096 Tage Gefangenschaft" dauert 45 Minuten und wird am 25. Jänner 2010 um 21 Uhr im ARD gezeigt. Erstmals wurde zu diesem Zweck auch in den Privaträumen des Entführers und in Kampuschs Verlies gedreht.

Sucht Kontakt zu Priklopils Mutter

"Ein österreichischer Journalist hätte gleich etwas Unangenehmes, Intimes gefragt", meinte Kampusch bei der Pressekonferenz. Andere zu kritisieren und schlecht zu machen, "das ist so eine Wiener Mentalität." Trotz der harschen Vorwürfe betonte die 21-Jährige weiter in Österreich leben zu wollen: "Wien ist meine Heimatstadt."

Erstmals will Kampusch nun die Mutter ihres Entführers Wolfgang Priklopil treffen: "In den nächsten zwei Monaten soll ein Kontakt zustande kommen", betonte die junge Frau. Jeder Mensch sollte auf eigenen Füßen stehen, so Kampusch zu Fragen nach ihren Eltern und Geschwistern: "Ich habe regelmäßigen Kontakt zu meiner Familie, aber nicht zu eng."

"Fast Freunde gewonnen"

Knapp dreieinhalb Jahre nach ihrer Flucht habe sie weiterhin große Probleme, ins normale Leben zurückzufinden. "Ich lebe ganz zurückgezogen und zeige mich kaum in der Öffentlichkeit", erzählte das Entführungsopfer. Auf die Frage nach Freunden, antwortete sie: "Das ist natürlich auch sehr schwer." Sie habe ja keine normale Sozialisation gehabt, in der sie Freundschaften aufbauen hätte können, aber: "Ich hab' schon fast so Leute, die man als Freunde bezeichnen könnte, gewonnen."

Noch bis zum Ende des Jahres möchte Kampusch nach eigenen Angaben ihren Pflichtschulabschluss erlangen. Sie wünsche sich derzeit nichts mehr, als ein "normales Leben" führen zu können. "Ich habe offen gestanden gar keine Ahnung, wie sich mein Leben weiter gestalten wird", meinte die 21-Jährige im Hinblick auf ihre berufliche Zukunft.

(Ag./Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.