VW-Chef treibt Konzernumbau weiter voran

VW-Chef Matthias Müller
VW-Chef Matthias MüllerAFP (FABRICE COFFRINI)
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Volkswagen will seine geplante Restrukturierung nicht auf die lange Bank schieben.

Der Abgasskandal hat den deutschen VW-Konzern schon Milliardensummen gekostet - sollen jetzt weitere Beteiligungen verkauft werden? Schon seit dem Sommer 2016 ist klar: Volkswagen nimmt das eigene Portfolio unter die Lupe und will den Konzernumbau vorantreiben. Ein neues Team arbeite am Verkauf von nicht mehr zum Kerngeschäft zählenden Teilen, so VW-Chef Matthias Müller dem "Wall Street Journal".

Entscheidungen dazu seien noch nicht gefallen, betonte ein Unternehmenssprecher in Wolfsburg. Gerüchte über eine Fusion mit dem Konkurrenten Fiat Chrysler seien aber "Spekulation", sagte Müller dem Blatt (Freitagsausgabe). Der Konzern führe routinemäßig Gespräche mit vielen Herstellern. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass Volkswagen bald am Zusammenschluss mit einem Massenhersteller beteiligt sein werde. "Wir sind ein großer Konzern und haben kein Interesse daran, noch größer zu werden", sagte Müller.

VW hatte im September 2015 zugegeben, die Abgasreinigung von Millionen von Dieselmotoren manipuliert zu haben. Für die Bewältigung der Folgen des Dieselskandals sowie für Investitionen in elektrisch oder autonom fahrende Autos braucht der Konzern Milliarden. Allein für juristische Vergleiche in Nordamerika hat VW bereits Kosten von mehr als 22 Mrd. Euro verbuchen müssen.

Immer wieder machten daher Spekulationen über das Abstoßen einzelner Marken oder Sparten die Runde. Im Juli hatten Arbeitnehmervertreter im MAN-Aufsichtsrat den Verkauf des Getriebeherstellers Renk strikt abgelehnt. Die VW-Tochter MAN hält 76 Prozent der Anteile an Renk.

Seit der Präsentation des Strategieprogramms "Together" im Sommer 2016 sei bekannt, dass VW das eigene Produktportfolio unter die Lupe nehme, erklärte der Sprecher. Dem Vernehmen nach umfasst das Kerngeschäft bei Volkswagen mehr als 80 Prozent des Umsatzes. Im vergangenen Jahr erzielte der Konzern Erlöse von 217 Mrd. Euro.

Bereits 2016 hatte sich VW von Beteiligungen getrennt - darunter der milliardenschwere Anteil am Leasing-Weltmarktführer LeasePlan. Dies spülte 2,2 Mrd. Euro in die Kasse. Der Autobauer hielt 50 Prozent an LeasePlan, war 2004 dort eingestiegen und verhandelte Anfang 2009 noch über eine Komplettübernahme. Im Herbst 2015 hatte der Verkauf von Suzuki-Anteilen zudem 1,5 Mrd. Euro gebracht.

Schon länger gibt es Gerüchte, dass VW den Motorradbauer Ducati, der wiederum zur Premiummarkentochter Audi zählt, loswerden will. Volkswagen hatte die italienische Firma 2012 übernommen. Der US-Motorradhersteller Harley-Davidson soll an Ducati interessiert sein. Gut informierten Kreisen zufolge gibt es keine Entscheidung. Ein VW-Sprecher sagte, dass er Marktspekulationen nicht kommentiere.

(APA/dpa)

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