Die Zinsen bleiben wohl bis 2019 niedrig

Themenbild: Wolken und die EZB
Themenbild: Wolken und die EZB(c) APA/Frank Rumpenhorst (Frank Rumpenhorst)
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Die Europäische Zentralbank kommt aus ihrer Nullzinspolitik nicht heraus. Der starke Euro wird zum Problem.

Eher gedrückt reagierte die Finanzbranche auf die dieswöchige Sitzung der Euro-Notenbank EZB: Die meisten Marktteilnehmer waren zwar nicht davon ausgegangen, dass die EZB ihren Leitzins erhöht oder konkrete Angaben zum Ausstieg aus dem Staatsanleihen-Kaufprogramm macht. Aber zumindest sanfte Andeutungen hätte man sich erwartet. Dass auch die weitgehend ausgeblieben sind, gilt als sicheres Indiz dafür, dass sich die Euro-Notenbank mit dem fälligen Ausstieg deutlich schwerer tut als angenommen.

So wie die Dinge jetzt liegen, dürften die Euro-Leitzinsen wohl noch tief ins kommende Jahr hinein stabil bei Null liegen, einige gehen von ersten Zinserhöhungen erst im Jahr 2019 aus. Auch ein Ausstieg aus den Anleihe-Kaufprogrammen ist noch nicht abzusehen, erwartet wird höchstens ein leichtes Zurückfahren der Volumina im nächsten Jahr. Und das, obwohl die Konjunktur unerwartet stark anzieht und auch die Inflationsraten in wichtigen EU-Ländern sich langsam in Richtung Inflationsziel bewegen.

Das Problem, dem sich der EZB-Chef gegenübersieht, ist offenbar die starke Spreizung innerhalb der Währungsunion. Während die deutsche Wirtschaft nicht mehr weit von Überhitzung weg ist und höhere Zinsen durchaus vertragen könnte, stehen einige Südländer noch relativ wackelig da. Die EZB-Strategie lautet nun offenbar, sich an den schwächsten Nachzüglern zu orientieren.

Was heißt das jetzt für Anleger? Dem Aktienmarkt bläst in den nächsten Monaten zumindest von dieser Seite her kein schärferer Wind ins Gesicht. Da tun sich durchaus noch Anlagemöglichkeiten auf. Für Zinsprodukte bleibt die Lage dagegen angespannt. Da wird man wohl noch recht lang auf akzeptable Erträge warten müssen.

Zu denken geben sollten den Eurobankern die Entwicklung des Euro: Der ist heuer gegenüber dem Dollar schon sehr stark gestiegen. Auch nach der EZB-Sitzung ging der Höhenflug weiter. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Zentralbank ihr Pulver schon weitgehend verschossen hat.

Nach dem klassischen Lehrbuch hätte der Euro nämlich unter der vorhandenen Leitzinsdifferenz zu den USA leiden müssen. In der Realität war das genaue Gegenteil der Fall: Die Europawährung ist trotz Nullzinsen stark wie schon lang nicht.

Das ist zugleich ein Problem, denn der Euroanstieg beginnt, die starke Exportkonjunktur zu bedrohen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2017)


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