EZB pumpt billiges Geld in den Markt

Jean-Claude Trichet
Jean-Claude Trichet(c) AP (Michael Probst)
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Heute können Finanzinstitute auf die Vergabe von Krediten mit einer Laufzeit von einem Jahr vergeben. Der Leitzins wird frühestens 2010 erhöht.

Im Kampf gegen die Kreditklemme greift die Europäische Zentralbank (EZB) den Geschäftsbanken zum dritten und vorerst letzten Mal langfristig mit billigem Geld unter die Arme. Seit Dienstag können die Finanzinstitute Gebote für das Refinanzierungsgeschäft mit einer Laufzeit von einem Jahr abgeben, das an diesem Mittwoch zugeteilt wird.

Anders als bei den beiden vorausgegangenen Geschäften wird das Geld aber nicht fix zu dem historisch niedrigen Zinssatz von einem Prozent verliehen - stattdessen orientiert sich die Rate am durchschnittlichen Leitzins der kommenden zwölf Monate. Was sie das Geschäft kostet, erfahren die Banken daher erst, wenn sie es am 23. Dezember 2010 bezahlen. Experten erwarten eine Erhöhung des Leitzinses allerdings frühestens ab Mitte 2010.

Kreditversorgung sichern

Mit dieser außergewöhnlichen Maßnahme will die Notenbank den Banken ausreichend Kapital bereitstellen, um die Kreditversorgung zu sichern und eine Kreditklemme in den 16 Euro-Ländern zu verhindern. Wegen der Finanzkrise klagen viele Unternehmen darüber, dass die Banken ihnen nicht ausreichend Darlehen geben. Seit Beginn der Krise setzt die EZB auf niedrige Zinsen und eine üppige Geldversorgung, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Beim ersten zwölfmonatigen Refinanzierungsgeschäft im Juni hatten mehr als 1100 Banken im Euro-Raum die Rekordsumme von mehr als 442 Milliarden Euro abgefragt. Im September war die Nachfrage deutlich geringer: 589 Banken wurden 75 Milliarden Euro frisches Geld zugeteilt. Experten rechnen damit, dass die Nachfrage nun bestenfalls das September-Niveau erreichen könnte. "Der Liquiditätsbedarf der Banken dürfte gesunken sein. Außerdem ist eine Refinanzierung zu Marktkonditionen derzeit attraktiver als über die EZB", urteilt UniCredit-Volkswirt Giuseppe Maraffino.

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte Anfang Dezember einen allmählichen Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes angekündigt: "Die bessere Lage am Finanzmarkt zeigt, dass im kommenden Jahr nicht mehr so weitreichende Liquiditätsmaßnahmen nötig sein werden wie zuletzt."

(APA)

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